Full text: Die außereuropäischen Erdteile (Teil 2, Abt. 2)

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biß zur ersten Handelsstadt Ostindiens und gur Residenz des Vicekönigs empor- 
geschwungen. 
Kindostan. Hindostän, die Tiesebene zwischen dem Südsnße des Himä¬ 
laya (s. u.) und dem Dekan, zerfällt in zwei ganz verschieden geartete Bestand- 
teile, in das Gebiet des Indus und in dasjenige des Ganges. 
Jndusgebiet. Der westliche, vom Indus und seinen Nebenflüssen 
durchströmte Teil Hindostans wird von den Südwest-Monsunen nicht mehr 
erreicht nud leidet daher unter großer Dürre und Hitze; so erstreckt sich vom 
Himälaya bis zum arabischen Meere ein breiter Wüstenstreisen (Tharr), 
dessen unterer Teil von dem Salzsumpfe Räu erfüllt wird. Dagegen empfangt 
1)as obere P and schab, d. i. das Gebiet des Indus mit seinen linken Neben- 
flüfsen, von dem nahen Gebirge her eine größere Feuchtigkeit und enthält daher 
sehr fruchtbare Landstriche. Ein folcher befindet sich bereits im Thale des 
Käbul, des einzigen größeren Nebenflusses, den der Indus von rechts erhält; 
hier liegt die wichtige Grenzfestung gegen Afghanistan, Peschawar Ipeschanr^. 
Den Mittelpunkt des Pandschäb bildet Lahore [tähör], wo sich die Straßen 
von Afghanistan und vom Sindh, der südwestlichsten Landschaft am Indus, 
kreuzen. 
Gangesgebiet. Über eiue mäßige Bodenanfchwellnng gelangt man oft- 
wärts in die Ganges-Ebene, welche, abgesehen von dem hügeligen, sumpfigen 
und höchst ungesunden Waldgürtel Taräi, am Südfuße des Himälaya, mit allen 
Herrlichkeiten der südlichen Länder überaus reich gesegnet ist. Der fast ganz 
ebene Alluvialboden dieser zweiten Poebeue wird durch die Überschwemmungen 
des Ganges und seiner Nebenflüsse (von rechts die Dschamna), alljährlich 
anss ueue befruchtet; höher gelegene Stellen werden durch großartige Kanäle 
bewässert. Die Landschaft Assäm, d. i. die Ebene des Brahmaputra, aus 
der die Kette der Khassia-Berge bis zu 2000 m emporsteigt, ist erst in neuerer 
Zeit in diese hohe Kultur hineingezogen worden. Die Landschaft Bengalen 
endlich (d. i. das breite Tieflandsthor zwischen dem Unterlaufe der weiterhin sich 
vereinigenden Hauptströme), dient fast ausschließlich dem Anbau von Reis nnd 
Baumwolle; hier aber, in dem heiß-feuchten Klima, ist auch die Heimat ver- 
heerender Epidemieen. Fast nnr von Raubtieren bewohnt sind die dichten Ur- 
wälder der sumpfigen Sänderbäns (Deltamündungen). 
Dem Reichtum des östlichen Hindostän entsprechend, giebt es hier eine 
große Zahl sehr volkreicher Städte, welche z. T. schon aus alter Zeit stammen, 
und an der natürlichen Verkehrsader des Landes, dem Ganges und seinem Neben- 
slusse, der Dschamna, sich erheben. Von einer zweiten, etwas nördlicher ge- 
legenen Städtereihe, sei nur Laknän wegeu seiner Größe erwähnt. An der 
Dschamna liegen: Delhi, das „Rom Indiens", einst die prächtige Residenz 
des Großmoguls; Agra mit der Perlenmoschee Tadsch Mahal und anderen 
großartigen Bauten aus der älteren Zeit der Großmoguls; Allah ab äd, am 
Zusammenfluß mit dem Ganges, stark befestigt und durch eine Eisenbahn mit 
Bombay verbunden. Am Ganges seien erwähnt: Benäres, die heiligste Stadt 
der Hindus und Hauptsitz brahmauischer Gelehrsamkeit, voll von Brahminen 
(Priestern), Fakirs (Büßern), Pagoden (Hiudutempeln) und Moscheen (mohamme¬ 
danischen Tempeln), durchwandert von heiligen Stieren und dnrchschwärmt von. 
unantastbaren Affen; Patna, Mittelpunkt des Opiumhandels. 
Pekan. Die eigentliche Halbinsel, das Dekan, besteht aus einem etwa 
600—700 m hohen, im allgemeinen wohl angebauten und wohlbewässerten 
Jaenicke, Lehrbuch der Geographie. II. g
	        
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