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Physische Erdkunde.
ausgesetzten Gehänge der Berge und Flußtäler sind deshalb häufig stärker
denudiert als die entgegengesetzten. Vielfach ist darauf die Ungleichheit
der Talwände zu beiden Seiten eines Flusses zurückzuführen.
Literatur :
J. Walther, Die Denudation der Wüste und ihre geologische Bedeutung.
(Abhandl. d. math.-phys. Kl. d. sächs. Akademie d. Wiss.) 1891.
— Das Gesetz der Wüstenbildung in Gegenwart und Vorzeit — 2. Aufl.
Leipzig, 1912.
Destruktion.
Zerstörung und Abtragung faßt Supan als Destruktion zusammen.
In ihr sind die Arbeitsleistungen aller exogenen Kräfte vereinigt. Da
sich die Arbeitsleistungen der einzelnen Kräfte nicht immer scharf er¬
kennen und voneinander scheiden lassen, so erscheint ein solcher Sammel¬
begriff überaus zweckmäßig. Die tatsächlich vorhandenen Bodenformen
sind demnach Produkte der Destruktion. Diese sind entweder lokal be¬
schränkt, d. h. die Destruktion arbeitet nach Supan punktweise, z. B. in
den Hohlformen durch strudelndes Wasser oder wirbelnden Wind, oder
linear ausgedehnt in der Tal- und Rinnenbildung durch das fließende
Wasser, den Gletscher und zuweilen auch durch den Wind, oder endlich
flächenhaft ausgebreitet bei der Arbeit des Meeres, der Gletscher und des
Windes.
Da die exogenen Kräfte zu den klimatischen Verhältnissen in engster
Beziehung stehen, so geben auch die Destruktionserscheinungen eine
deutliche Abhängigkeit vom Klima zu erkennen. Wie dieses zeigen sie
eine zonale Anordnung auf der Erde. Tiefgreifende Verwitterung unter
Herausarbeitung harter Felsen als scharfe Spitzen und Nadeln, starke Durch-
talung und gleichzeitige Abrundung der Berge sind für die Tropen mit
ihrer gleichmäßigen Wärme, mit dem hohen Feuchtigkeitsgehalt und mit
ihrem reichen, meist ausgesprochen periodischen Niederschlag charakte¬
ristisch. Im Gegensatz dazu zeigen die Trockenräume der Subtropen
überwiegend harte Felslandschaften, diese in wildzerrissenen Formen, ab¬
getragen durch die mechanische Verwitterung, deren Produkt die Täler
ausfüllt und auch einen Teil der Gehänge verhüllt. Die Täler sind daher
vielfach in Hochflächen übergegangen. AVieder den Tropen ähnlicher
schafft die Destruktion in der gemäßigten Zone, zumal in den niederen
Bergländern, wo noch milde Temperatur herrscht und reichlicher Nieder¬
schlag fällt. Doch greift die Verwitterung hier weniger tief ein, weshalb