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Wenn ein Fuhrmann einsam auf der Straße dahinsuhr, konnte es
geschehen, daß die Pferde plötzlich wie angewurzelt stehen blieben. Kein
Zuruf noch Antrieb brachte sie von der Stelle. Dann nahm der Fuhrmann
eine Wagenrunge, schlug damit vor die Deichsel und sprach: „Düwel, wenn
du do vo siß, dann goh do vo denne!" Nun zogen die Pferde wieder an.
Hatte jemand Warzen auf den Händen oder im Gesicht, dann wusch
er im fließenden Wasser während des Leichengeläutes die betreffende Stelle
und sprach dabei:
„Wordel, Wordel wik,
se verlüdt en Lik,
se verlüdt en Danen in't Graww,
wasket mi de Wordeln af."
54. Sa^en.
Die Sage vom W e r w o l f.
In der Nähe eines Bauernhauses hatte sich seit langer Zeit ein Pech-
schwarzer, großer Hund mit glühenden Augen gezeigt. Er lag immer an
dem Wege, der durch den Hagen führte. Ängstlich mieden die Leute den
Pfad. Einmal wollte die Frau aus dem Kötterhaufe im nahen Bache
Wäsche spülen. Da ninßte sie an jener Stelle vorbei. Das Herz pochte
ihr, als sie mit der Karre voll Wäsche an den Busch kam. Beherzt aber
fuhr sie auf den schattigen Durchgang zu. Da knackte es im Gezweig, und
vor ihr stand das schwarze Tier mit den unheimlich leuchtenden Augen
und knurrte sie au. Mit lautem Aufschrei lief das Weib auf den Hof
zurück und brach dort ohnmächtig zusammen. Bewußtlos trug mau sie zu
Bett. Erst nach langen, bangen Wochen genas sie wieder.
55. Gütersloher Mundart.
Sunnerbuern, Kattenbuern unn wat süs dato hairt.
Dat Niggefte ut Gützel
van W. Ulenspegel.
Na, Willem, siä Hennerich Striewisch, godden Dag auf, wo kümmest
du denne?
Dat wick di seggen, siä Willem Füchtenschnieder, ick sin in'n niggen
Dorpe wirn.
So? Wat hefte do dohn?
Ick Hess Felle verkofft.
Auf gott betalt kriageu?
Ne, dat just nich, de Lüe hault de Pennige so faste, as wenn et
Gold wör.
No, so'n betken hefte doch gewisse verdent. Kumm, laut us tohaupe
gohu, süh, da achter is Jmmelwärth, wi wollt us no sonnen Lütkeu
mitniamen.
Jan, ick schlo in.