A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 307
c) Bevölkerung. Die Bevölkerung, 21 Mill., ist bunt gemischt. Die Herrschaft
üben die Bewohner des Tieflandes aus, die Magyaren ^madjären^ oder Ungarn,
die zwar noch nicht die Hälfte der ungarischen Staatsbürger ausmachen, aber in ge-
schlossener Masse sitzen. Der Rest, mehr als 10 Mill., verteilt sich auf Deutsche,
12% der Gesamtbevölkerung, Rumänen im 0, Kroaten und Serben im SW,
Slowaken (Bild 178) im NW und Zigeuner. — Die verbreitetste Religion
ist die katholische, ein Drittel so viel Anhänger hat die evangelische Kirche.
Beträchtlich ist die Zahl der Griechisch-Orthodoxen und der Juden.
Die Deutschen, die als Kulturträger und als hochwillkommene Kolonisten zu
sehr verschiedenen Zeiten und aus verschiedeneu Gegenden unseres Vaterlandes in
Ungarn einwanderten, finden sich in geschlossener Fläche längs der Ostgrenze
Steiermarks und Niederösterreichs, dann inselartig zerstreut in den Bergwerks-
revieren Oberungarns, in dem Landstrich vom Bakony-Walde bis Waitzen,
in dem Winkel zwischen Don an und Drau
und jenseits der beiden Flüsse in Syrmien
und in der Baeska, im Banät und end-
lich in Siebenbürgen. Die nnbegrün-
deterweise „Sachsen" genannten Deutschen
Siebenbürgens (fast\ Mill.; Bild 179), die
vorwiegend aus der Gegend Luxemburg—
Düsseldorf—Lahntal stammen und im 12.
und 13. Jahrhundert hier ansässig wurden,
haben wegen ihres treuen Festhaltens am
Deutschtum und wegen ihrer tapfern Ver-
teidiguug der Landesgrenze (Bild 177) eine
ruhmvolle Vergangenheit. (Vgl. § 347.)
d) Siedlungen. Im Ungarischen Tief-
lande, dem Kern des Königreichs Ungarn,
wohnt der Magyar vorzugsweise in großen,
weit voneinander liegenden Dörfern, die
mehrere tausend Einwohner zählen. Meist
besteht das Dors nur aus einer geraden und
breiten Straße, ost auch aus zwei sich kreu-
zenden Straßen. Die niedrigen Häuser,
deren Dächer mit Schilf oder Stroh gedeckt
sind, bestehen aus Lehm; aus Lehm wird
auch der Fußboden gestampft. Durch An-
strich, Sauberkeit und die malerische Tracht
ihrer Bewohner rufen sie einen freuudlichen
Eindruck hervor. Ein Schilfzaun scheidet
den Hosraum von derStraße, die in trockner
Zeit ein Meer von tiefem Staub und in reg-
nerischer einen grundlosen Morast darstellt.
— Ähnlich wie die Dörfer find die Pußta-
städte gebaut, doch haben ihre Hauptstraßen
vielfach ein vornehmes, städtisches Aussehen.
Die Industrie hat ihren Hauptsitz in der Hauptstadt Ungarns, Ofen-Pest
(Budapest sbüdapescht^) (900), einer Doppelstadt auf beiden Seiten des Stromes,
die nahe der Mitte des Landes liegt und als Stapelplatz an der schissbelebten
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177. Befestigte Kirche in Siebenbürgen.
In der Zeit der Kämpfe gegen die Türken bil-
deten die Kirchen zugleich die Zufluchtsburgen
der eingewanderten Deutschen. Sie wurden mit
Mauerringen umgeben und erhielten statt der
großen Fenster nur schmale Schießscharten.