Object: Europa ohne das Deutsche Reich (H. 2)

Osteuropa. 
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4. Steppe nimmt bei dem Regenmangel den Süden in der Nachbarschaft 
des Schwarzen und Kaspischen Meeres ein. Sie wird allerdings immer mehr dem 
Getreidebau gewonnen, entbehrt aber ganz des Baumwuchses. 
Tie Bodcnbedeckuug Rußlands zeigt große Unterschiede. 
Bevölkerung. Die Russen machen % der Bevölkerung aus. Sie ge- 
hören der slawischen Völkergruppe an und bekennen sich zur griechischen Staatskirche, 
deren Oberhaupt der Kaiser ist. Ebensalls slawischer Abkunft sind die Polen (im 
Weichselgebiet). Deutsche finden fich besonders in Polen, an der Ostsee, in den 
neueren südrussischen Kolonien und an der mittleren Wolga (im ganzen an 2 Mill.), 
Iuden (5 Mill.) zumeist in Polen. Im Norden und Osten wohnen m o n g o l i s che 
Stämme (im Norden Finnen, im Osten türkische Stämme). Im ganzen aber bildet 
das russische Volk eine einheitliche Masse. 
Versassuug. In allen staatlichen und kirchlichen Angelegenheiten galt 
seither nur der Wille des Zars, „des Selbstherrschers aller Reußen": Rußland war 
eine unumschränkte erbliche Monarchie. Erst infolge des Russisch-Japanischen Krieges 
und innerer Unruhen gewährte der Kaiser (1905) eine konstitutionelle Verfassung. 
Turch die riesenhafte Ausdehnung des Staates, der Boden- 
flächen und Ströme, durch sein Klima, seine noch wenig 
entwickelte Kultur und seine bisherige Staatsform gleicht 
Rußland mehr den asiatischen als den westeuropäischen 
Ländern. 
Landschaften. 
I. Westrußland hat am meisten Verwandtschaft mit Mitteleuropa. Es zerfällt 
in mehrere Teile: 
a) Das Tiesland der Ostseeprovinzen (I n g e r m a n l a n d , Est- 
land, Livland und Kurland). Im südlichen Teil, der an Preußen grenzt, 
haben Getreide-, Flachs- und Obstbau große Ausdehnung, während im nördlichen 
Teil Sumpf und Wald überwiegen. — Die beiden Hauptflüsse, die D ü n a und die 
M e m e l (russisch N jemen (njemen)), dann die Lage an der Ostsee begünstigen 
Schisfahrt und Seehandel. 
Die Bevölkerung diefer Provinzen besteht aus Esten (verwandt mit den Fin- 
nen), Letten und Litauern. Die Letten und Litauer sind den Slawen ent- 
sernt verwandt. Die Städte dagegen werden, da sie im Mittel- 
alter von den Deutschen gegründet wurden, noch heute 
vielfach von Deutschen bewohnt. 
Tie Hauptsiedelungen liegen an den beiden Buchten des wichtigsten 
russischen Kulturmeeres. Am Finnischen Meerbusen St. Petersburg an der Mündung 
der Newa, von Peter dem Großen erbaut, die Haupt- und Residenzstadt des Russischen 
Reiches und zugleich dessen erste Handelsstadt, 1 > 2 Mill. Einw. Der befestigte Kriegs- 
Hafen Kronstadt schützt die Stadt von der Seeseite her. Unweit der Mündung 
der Düna der Getreidehafen Riga, 320 000 Einw., nach St. Petersburg und Odessa 
die größte Handelsstadt des Reiches. — Binnenwärts liegt die Universitätsstadt D o r p a t. 
— In Kurlandder Kriegshafen L i b a u, in L i t a u e n W i l n ci. Tie Lstseeproviuzen 
sind der bestkultivierte Teil Rußlands.
	        
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