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B. Länderkunde. — VI. Europa.
b) Verkehr. Als Verkehrsstraße ist der Rhein mit seinen zahlreichen,
teilweise schiffbaren Nebenflüssen, deren Täler Wege ins Innere öffnen,
von unvergleichlicher Bedeutung. Durch Felssprengungen im Strombette,
Baggerungen, Kribbenbanten und Uferbefestigungen ist die Schiffbarkeit des
Stromes so erhöht worden, daß die Schiffahrt meist auch bei med-
rigem Wasserstaude möglich ist. Bis Cöln können sogar kleinere Seeschiffe
gelangen. Zu dem starken Verkehr, der an beiden Ufern des Stromes entlang
flutet, da kein besserer und kürzerer Weg als die Rheinstraße das Schiefer-
gebirge in nordsüdlicher Richtung quert, tritt daher ein ungemein lebhafter
Verkehr auf dem Strome selbst. 1910 umfaßte die gesamte Rheinflotte fast
12 000 Schiffe. Wichtige Siedlungen entstanden dort, wo die Rheinstraße
von den westöstlichen Verkehrsstraßen geschnitten wird, so in dem Verkehrs-
kreuz Rhein—Mosel—Lahntal Coblenz und am Flußübergang der nördlichen
Gebirgsrandstraße Cöln, das dadurch zum äußerst wichtigen Sammelplatze
der Verkehrswege in Mitteleuropa und nach Berlin zum ersten Eisenbahn-
knotenpnnkt Deutschlands wurde.
B. Das linksrheinische Schiefergebirge.
§ 290. 1. Der Hunsrück. a) Lage und Teile. Die Mosel teilt das links-
rheinische Schiefergebirge in zwei Abschnitte. Südlich von ihr erstreckt sich
bis zur Nahe und Saar der Hnnsrück (Hunderücken*). Seine 400 bis
500 m erreichende Hochfläche überragen drei nordöstlich streichende Quarz-
rücken: der Hochwald (Erbeskopf, 820 m), der Jdarwald und der von
diesem durch eine breite Lücke getrennte Soonwald.
b) Wirtschaftsleben. Die höher gelegenen Gebirgsrücken tragen prächtige
Wälder; aber auch noch auf den tiefer gelegenen Hochflächen ist durch das
rauhe Klima die Wahl der Anbaugewächse beschränkt. Um so fruchtbarer
find die kleinen Täler im Gebirge und die größeren des Gebirgsrandes;
hier wächst auch ein vorzüglicher Wein. Im unteren Nahetale treten
Salzquellen auf Münster am Stein, Kreuznach). Das Gestein des Nahe-
gebietes enthielt früher viele Schmuck st eine (Achate); dadurch wurde eine
ausgedehnte Schmucksteinindustrie hervorgerufen, die jetzt aber ihre Rohstoffe
aus dem Ausland beziehen muß. Von der mittleren Saar nach NO lagern
die reichen Flöze des Saarbrückener Kohlengebirges (300 qkm Fläche),
deren Vorrat auf vier Milliarden Tonnen geschätzt wird. Bergbau und
Hüttenbetrieb ernähren hier eine dichte Bevölkerung.
Z. Das Moseltal. Ungemein lieblich, ein kleines Seitenstück zum Rheintal
ist das Tal der Mosel, die, von Hochflächen und Höhenzügen eingeschlossen,
nach NO dem Rheine zuströmt. Kein größerer Fluß Deutschlands besitzt so zahl¬
reiche Windungen und Krümmungen wie die Mosel (Bild 224). Während die
Luftlinie zwischen Trier und Coblenz 100 km beträgt, erreicht die wirkliche
i Der Name darf wohl weder als Hunnenrücken noch als Hünenrücken (— großer
Rücken) gedeutet werden. Sehr wahrscheinlich hat die Form eines Hanptgebirgsteils zur
Entstehung des Namens Veranlassung gegeben.