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A. Allgemeine Erdkunde. — II. Die Gesteinshülle.
Zerstörungswerkes wird durch die verschiedenen Entwicklungsstufen der Wüste deutlich
zur Anschauung gebracht. Die mit Blöcken übersäte Hammada, die reine Fels-
wüste, ist der ursprüngliche Typus der Wüste, so die Hammada Nordafrikas, die
Atacama-Wüste in Chile, große Teile der zentralasiatischen Gobi. Aus ihr entwickelt
sich die mit abgeschliffenen Quarzstücken und mit Quarzsand bedeckte Kieswüste,
wie sie in Libyen und Arabien angetroffen wird. Sie bildet den Übergang zur
reinen Sand wüstes die z. B. in Nordafrika und Zentralsten verbreitet ist.
Diese verschiedenen Formen kommen in derselben Wüste meist nebeneinander vor.
Stärkere Wirkungen erzielt der Wind auch in den eisfreien Regionen der
Hochgebirge, wo er, an lebendiger Kraft wenig einbüßend, ähnliche Bildungen
wie im trockenen Tieflande schafft.
§ 30. b) Windablagerungen. Die reine Sandwüste zeigt fo recht die auf-
bauende Tätigkeit des Windes. Bald breitet er den Flugfand flachen-
artig aus (Flugfandwüsten), bald wirft er ihn zu Hügeln und bogen-
förmigen oder langgestreckten Wüllen auf (Dünenwnsteu). Die Grundform
der Festlandsdünen zeigt die Gestalt eines Hufeisens iBogen- oder Sichel-
dünen — Barchane). Die Außen- oder Wind-(Luv-)seite ist flach, die entgegen-
gesetzte, die Leeseite, steiler geneigt; die beiden Flanken sind in der Richtung
des Windes verlängert. Je länger der Wind an einer solchen Düne arbeitet,
desto mehr strecken sich die beiden Flügel aus; schließlich nimmt die Sand-
anhänsung die Gestalt eines langgestreckten, im Sinne der Windrichtung ver-
laufenden Walles an. Die Windablagerungen sind aber keineswegs auf
die Wüste beschränkt; sie kommen auch in trocknen, sandigen Gebieten
anderer Klimazonen vor, so in Südrußland, Ungarn, im Norddeutschen
Tieflande, wo sie jedoch durch die Vegetation bald fest werden. Besonders dent-
lich äußert sich die Tätigkeit des Windes an sandigen Meeresküsten, wo
er die dem Wasser entstammenden Sandmassen zu Küstendünen (Bild 36)
aufhäuft (vgl. § 28). Am weitesten werden wegen ihrer Leichtigkeit die feinen
Stanbmengen fortgeführt. Diese wirken bodenbildend, wenn sie, wie in der
Nähe von Wüsten, in großen Massen auftreten.
Äolifchen Ursprungs ist der Land löß (Bild40). ein sehr feinkörniger, gelblicher,
ungeschichteter Boden von lehmigerBeschaffenheit. Wo er auf Grasflächen abgelagert
wurde, hielten ihn die Grashalme fest; aus der das Gras bedeckenden Staubschicht
sproßten bald ueue Halme hervor, womit wieder die Bedingung neuer Lößbildung
gegeben war. So erklärt sich die Kapillarröhrchenstrnktur des Lösfes. Eigentümlich
ist ihm die Neigung zu vertikaler Zerklüftung, die wahrscheinlich bedingt wird dnrch die
feinen Kanälchen, die Hohlräume ausgewitterter Wurzelfasern, welche ihn senkrecht
durchziehen. Der Löß hat eine weite Verbreitung auf der Erde. Er bedeckt ausge¬
dehnte Flächen in China (in einer Mächtigkeit von mehreren 100 m) sowie in Nord- und
Südamerika. In Deutschland tritt er in weniger zusammenhängender Ausdehnung
uud in geringerer Mächtigkeit (30 bis 60 m) in einer bald breiteren, bald schmäleren
Zone auf, die sich vom Oberlauf der Weichsel bis zu den Rheinmüudungen am
Südsnße des Norddeutschen Tieflandes erstreckt. Er ist hier diluvialen Ursprungs
und die Bildung eiues eiszeitlichen Steppenklimas.
* Die Sandwüste kann auch durch Ablagerung des bewegten Sandes in tieferen, im
Windschatten gelegenen Gebieten entstehen.