Full text: Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege (Teil 6)

Die deutschen Landschaften und Stämme. 39 
weite Gebiet mit ihrer Grundmoräne, nämlich mit Lehm, skandinavischem Granit 
und Gneis. Eine spätere Vereisung erreichte nur mehr die Breite von Magde- 
bürg, und ihr Werk ist die Aufrichtung der abwechslungsreichen Moränenland- 
schaft nördlich dieser Breitenlage; sie ist gekennzeichnet durch grüne Hügelzüge, 
blitzende Seen, träumerische Moore und kleinere, sanft dahinfließende Gewässer, 
die auch dem Tieflande vielfach den Reiz freundlicher Landschaftsszenen und 
wechselvoller Naturbilder verleihen; spricht man doch von einer Mecklenbur¬ 
gischen, Märkischen, Pommerschen und Holsteinischen Schweiz. 
Noch ein zweiter Umstand kommt für die Gestaltung des Norddeutschen 
Tieflandes in Betracht. Unter der eiszeitlichen Schuttdecke liegt ein Gebirgsland 
begraben, nördliche Parallelzüge jener alten Gebirge, die zum größten 
Teile die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle zusammensetzen. Nur an einzelnen und 
engbegrenzten Stellen, wie in den Kalkrücken der Lüneburger Heide, in jenen 
von Rüdersdorf bei Berlin oder in den Kreideklippen von Rügen, ragt dieses 
Grundgebirge in flachen, von der Vergletscherung abgeschliffenen Kuppen hervor; 
an anderen Stellen ist es in der Tiefe erbohrt worden. 
Gliederung. Entsprechend der ungemein wechselnden Natur der eiszeitlichen 
Bildungen ist auch die Bodenbeschaffenheit des Tieflandes sehr verschieden. Es 
lassen sich drei Zonen unterscheiden: 
1. die südliche, fast ebene Zone des Löß- und des Glaziallehms, 
das Land des Zuckerrüben- und Getreidebaues, 
2. die mittlere, hügelige Zone der (jüngeren) Moränenland- 
schaft, das Gebiet der großen Flußtalungen und Seen, der Moore 
und Sandlandschaften und endlich 
3. die Küstenzone, ein Anschwemmungsgebiet der Flüsse und des Meeres, 
der Marschensaum, ein Gebiet der Rinderzucht, des Getreide- und 
Gemüsebaues. 
a) Die südliche Lößzone. Von der deutschen Mittelgebirgsschwelle bis zum 
Saume der jüngeren Moränen überkleidet den Boden vielfach gelbbrauner Löß- 
c lehm, auf dem die hohe Fruchtbarkeit des nördlichen Sachsen, Niederschlesiens, 
Anhalts, der Gegend um den Harz bis nach Braunschweig und Hannover beruht; 
es ist dies hauptsächlich das Land des deutschen Zuckerrübenbaues, des 
ersten der Welt. Am Rhein, an der Saale und Mulde, dann an der Oder 
dringt dieses gesegnete Fruchtland noch tief in die deutsche Mittelgebirgsschwelle 
ein und bildet die kölnische, westfälische, Leipziger und schlesische Bucht. 
Da sich hier zu dem Bodenreichtum der Landschaft noch eine äußerst 
günstige Verkehrslage gesellt, so sind in den geographischen Zentren dieser 
Buchten mächtige Handelsplätze entstanden, im W. die Königin der Rheinlande, 
Köln (430000 E.), im Herzen Deutschlands Leipzig (600000 E.), im O. 
Breslau (470000 E.). Die gleiche günstige Randlage besitzen ferner die Städte 
Aachen, Münster, Osnabrück, Minden, Hannover (250000 E.), Braun- 
schweig, Magdeburg (240000 E.), Halle (170000 E.), Dresden (über 
1/2 Mill. E.) und Görlitz; der Produktenaustausch zwischen Gebirgsland und 
Ebene begünstigte hier noch die Bildung großer Gemeinwesen.
	        
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