Metadata: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

15. Der Luchs und die Trauben. 
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Abends auf den Tisch. Aber als die Frau am andern Morgen ihr 
Lager verliess, siehe, da lagen ein Paar neue fertig gestrickte Strümpfe 
auf dem Tische. Das wunderte die alte Frau über alle Massen, und 
am nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und 
am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie, dass 
zum Lohne ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr diese Nadeln 
beschert waren, und liess dieselben nun jede Nacht stricken, bis sie 
und die Kinder Strümpfe genug hatten. Dann verkaufte sie auch 
Strümpfe und hatte genug bis an ihr seliges Ende. Bechstein. 
13. Drei Rätsel. 
1. Oben spitz und unten breit, 2. Fünf Finger und doch Feine Hand, 
durch und durch voll Süssigkeit, ein Schuh, doch ohne Sohle, 
weiss am Leibe, blau am Kleide, bald kreideweifs wie eine Wand, 
kleiner Kinder grosse Freude. bald schwarz wie eine Kohle. 
3. Es sassen vierzehn Spatzen 
auf meines Nachbars Dach; 
der Jäger schoss danach. 
Da fielen sieben Spatzen. 
Nun sag’, — soll ich dich loben, — 
wie viel noch sitzen droben. 
14. Der treue Hund. 
Ein Kaufmann hatte einen Hund, der sehr wachsam und treu war. Einst 
ritt der Kaufmann von einem Markte, wo er viel Geld eingenommen hatte, 
nach Hause. Er hatte sein Geld in einem Mantelsacke hinter sich auf das 
Pferd geschnallt und sein Hund lief neben ihm her. Nach und nach wurden 
die Riemen locker, mit denen der Mantelsack angebunden war, und er fiel 
herab, ohne daß es der Kaufmann merkte. Der Hund aber sah es und fing 
an zu winseln; jedoch der Kaufmann kehrte sich nicht daran. Da der Hnnd 
immer ärger bellte, hieb ihn der Kaufmann mit der Peitsche; doch der gute 
Hund hörte nicht auf, er sprang an das Pferd und biß es in die Füße, daß 
es nicht weiter gehen sollte. Nun dachte der Kaufmann, sein Hnnd sei toll 
geworden, nahm seine Pistole, streckte durch einen Schuß den Hnnd nieder und 
ritt weiter. Als er noch eine Strecke geritten war, fühlte er hinter sich und 
erschrak, als er seinen Mantelsack vermißte. Nun ritt er zurück und sah 
überall Blutspuren von seinem Hunde. Endlich kam er an den Ort, wo sein 
Geldsack heruntergefallen war. Da lag sein treuer Hnnd neben dem Sacke. 
Er wedelte mit dem Schwänze, leckte seinem Herrn die Hand und starb. 
Barthel. 
15. Der Fuchs und die Trauben. 
Ein Fuchs kam auf einem Gange nach Beute an einen Weinstock, der voll 
süßer Trauben hing. Lange schlich er vor demselben auf und ab. Er ver¬ 
suchte, zu den Trauben zu gefangen. Aber umsonst, sie hingen zu hoch. Um 
sich nun von den Vögeln, welche zugesehen hatten, nicht verspotten zu lassen, 
wandte er sich mit verächtlicher Miene weg und sprach: „Die Trauben sind 
mir zu sauer; ich mag sie nicht haben." Äsop.
	        
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