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bis zum andern Morgen 9 Uhr nicht unterzeichnet sei, das Bombarde¬
ment .wieder aufgenommen werde. Wimpffen bat sich Bedenkzeit aus. Sie
wurde ihm gewährt und nochmals ausdrücklich hinzugefügt, daß genannte
Stunde der letzte Termin sei.
Napoleon brach am Morgen des 2. Septembers von Sedan aus,
entschlossen, eine persönliche Unterredung mit dem Könige Wilhelm nachzu¬
suchen und wenn möglich eine Milderung der Capitulationsbedingungen
auszuwirken. Er schlug die Richtung nach Donchery ein. Graf Bismarck
lag noch im Bett, als ihm sein Adjutant die überraschende Nachrickt
brachte, der Kaiser komme, um mit ihm und dem Könige eine Zusammen¬
kunft abzuhalten. Schleunigst kleidete er sich an und ritt Napoleon ent¬
gegen. Letzterer, in der Meinung, der König befinde sich gleichfalls in
Donchery, äußerte den Wuufch, mit dem Könige zu sprechen. Da er nun
hörte, daß das Hauptquartier desselben drei Meilen weit entfernt sei, er¬
kundigte er sich, ob König Wilhelm einen Ort bestimmt habe, wohin er
sich zunächst begeben solle. Gras Bismarck stellte ihm seine Wohnung zur
Verfügung, von welchem Anerbieten der Kaiser Gebrauch machte. So
suhr er langsam nach Donchery. Als er aber unterwegs eines einsam ge¬
legenen Häuschens ansichtig wurde, äußerte er den Wunsch, dort abzu¬
steigen und forderte den Grafen Bismarck auf, ihm in das Innere des
Hauses zu folgen. Hier fand eine eiustündige Unterredung statt. In
Bezug auf den Frieden konnte der Bundeskanzler keine Zusicherung er¬
halten. Napoleon sagte, er habe keine Macht, Alles hänge von der
Kaiserin als Regentin uud den Ministern ab. Der Kaiser betonte haupt¬
sächlich den Wunsch, günstigere Capitul«üvnsbediugungen für die Armee
zu erhalten, worauf aber Graf Bismarck nicht einging. Letzterer bemerkte
ihm fogar, es sei unter solchen Umständen ganz zwecklos, mit dem Könige
noch eine Zusammenkunft nachzusuchen. Da aber der Kaiser immer nock
darauf bestand, den König persönlich zu sprechen, so erklärte ihm Graf
Bismarck, daß er das Schloß Bellevue als Ort des Zusammentreffens dem
Könige vorschlagen werde. Dorthin begab sich der Kaiser und erwartete
in Langer Ahnung die kommenden Dinge. Napoleons Hoffnung, das
Herz des Siegers zu rühren, wurde dadurch vereitelt, daß ihn der König
erst nach Abschluß der Capitulatiou sehen wollte. Nach Unterzeichnung
derselben durch Moltke und Wimpffen hatten beide Monarchen eine unge¬
fähr eine Viertelstunde dauernde Unterredung in Bellevue. „Was ick
Alles empfand", schrieb der König an seine Gemahlin, „nachdem ich nock
vor 3 Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann
ich nickt beschreiben." Auch mit dem Kronprinzen wechselte der Kaiser
einige Worte. Der König trug dem Gefangenen als Aufenthaltsort das