Full text: Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland (H. 1)

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gegen die Feinde und redete dann seine Krieger in folgender Weise 
an: „Ihr seht, daß wir jetzt Kraft und Mut beweisen müssen; denn 
nicht ferne von uns, sondern vor unsern Augen stehen die Feinde. 
Aber ich fürchte sie nicht. Allenthalben habe ich mit euch in der 
Fremde gesiegt, und sollte nun mit euch in meinem eigenen Lande den 
Rücken wenden? Ja, ich weiß es, an Menge übertreffen uns die 
Feinde, aber nicht an Tapferkeit und Rüstung. Denn meist sind sie 
ohne Waffen, und überdies fehlt ihnen die Hilfe Gottes, unsre beste 
Waffe. Sie schützt nur ihre Vermessenheit; unsere Wehr ist die Hoff¬ 
nung aus Gott und seinen Beistand. Wahrlick, wir müßten uns 
schämen, wollten wir unser Reich den Feinden zu Lehen geben, nachdem 
wir so viele Lande uns Unterthan gemacht haben. Besser ist cs, ruhm¬ 
voll im Kampfe falleu, als unter dem Joch der Feinde ein Sklaven¬ 
leben führen." Darauf ergriff er den Schild und die heilige Lanze 
und sprengte zuerst hoch zu Roß iu die Feinde hinein, Streiter und 
Führer zugleich. Das Heer ihm nach ritt aus die Ungarn los, und 
sofort entspann sich der Kampf aus allen Seiten. Bald wichen die 
Ungarn; nur die verwegensten behaupteten noch ihre Stelle. Fürchterlich 
wütete das Schwert in den Reihen der Feinde. Nicht lange, so waren 
ihre Massen aus einander gesprengt und stürzten sich in wilde Flucht. 
Manche flüchteten sich, wenn ihre Pferde ermüdet waren, in die Dörfer, 
die hie und da in der Ebene zerstreut lagen; aber es folgten ihnen 
die Deutschen, äscherten die Stätten ein, und die Flüchtlinge fanden 
ihren Tod in den Flammen. -Viele eilten zum Fluß zurück und fanden 
hier ein klägliches Ende. Das Lager der Ungarn fiel noch an dem¬ 
selben Tage in Ottos Hände, der alle Gefangenen befreite. 
Erst am Abende des blutigen Tages sammelten sich wieder die 
Deutschen. Mancher wackere Mann fehlte in ihren Reihen. Otto 
trauerte tief über diesen Verlust; aber keinen beweinte er mehr als 
seinen Eidam Konrad, der als das kostbarste Opfer des ruhmreichen 
Kampfes gefallen war. Noch em Mal, wie in der Frühe des Tages, 
hatte er sich in den Streit gestürzt, mit Löwenmut gekämpft und den 
fliehenden Feind verfolgt. Aber als er erschöpft von der Arbeit des 
Streites und der glühenden Hitze der Augustsonne die Helmbänder 
lüftete, um aufzuatmen, traf ihn ein Pfeil in die Gurgel. So starb 
er den Tod für König und Vaterland. Otto betrauerte ihn lange und 
ließ ihn zu Worms mit den größten Ehren bei seinen Vätern bestatten. 
Otto verfolgte die Feinde die Donau hinab bis Regensburg.
	        
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