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kürzesten Wege einen Ort und spenden ihm deshalb die meiste
Wärme.
Da die Erdachse mit der Ebene der Erdbahn während des
ganzen Erdumlaufs stets einen Winkel von 66^/20 bildet, so muß
die größte tägliche Sonnenhöhe für jeden Ort der Erde Tag für
Tag wechseln. Am 21. März und am 23. September treffen die
Sonnenstrahlen senkrecht auf den Äquator; der höchst^ Sonnen¬
stand an diesem Tage für alle anderen Orte ergibt sich, wenn
man die Gradzahl ihrer geographischen Breite von 90 subtrahiert.
Vom 21. März bis zum 21. Juni haben die Orte zwischen dem
Äquator und dem Wendekreise des Krebses gemäß ihrer geographischen
Breite nacheinander senkrechten Sonnenstand, ebenso vom 21. Juni
bis zum 23. September. Für die außerhalb dieses Gürtels
liegenden Orte der nördlichen Halbkugel ist die Mittagshöhe der
Sonne um so viel Grad größer als am 21. März, wie an dem
betreffenden Tage die Abweichung der Sonne von der Äquator-
ebene (nördliche Deklination) beträgt, während sich die Sonnen-
höhe für die südliche Halbkugel um ebensoviel verringert. In der
Zeit vom 23. September bis zum 21. März haben die Orte
zwischen dem Äquator und dem Wendekreise des Steinbocks je
zweimal die Sonne senkrecht über sich, und für die übrigen Breiten
liegen die Verhältnisse umgekehrt, wie in unserm Sommer-
Halbjahr.
Sehr wesentlich beeinflußt wird die Erwärmung der Erd-
oberfläche durch die Dauer der Bestrahlung. Wenn die
höheren Breiten gegenüber den niederen dadurch benachteiligt
sind, daß die Sonnenstrahlen in ihnen sehr schräg auffallen, so
wird doch dieser Nachteil während des Sonnners durch die
größere Tageslänge, die sür die Polargegenden ja Wochen und
Monate beträgt, erheblich verringert. Man hat berechnet, daß
im Sommerhalbjahr der Pol an Wärmezufuhr durch Bestrahlung
nur V5 weniger als der Äquator und sogar etwas mehr als der
Wendekreis der audern Halbkugel empfängt. Freilich ist in den
Wintermonaten die Erwärmung der polaren Gegenden sehr
gering; aber doch ergibt sich für die jährliche Wärmeeinstrahlung
am Pol und am Äquator das immerhin günstige Verhältnis von
5:12. — Während unsers Sommers ist die Erde in Sonnenferne
und bewegt sich langsamer auf ihrer Bahn als im Winter, in
dem sie in Sonnennähe ist. Auf der nördlichen Halbkugel ist der
Sommer daher 7 bis 8 Tage länger als der Winter. Dafür
erhält aber die südliche Halbkugel in ihrem Sommer, also während
unsers Winters, eine stärkere Wärmezufuhr infolge der größeren
Sonnennähe; denn der Grad der Erwärmung durch Strahlung
nimmt zu, wie das Quadrat der Entfernung von der Wärme-
quelle abnimmt (vergl. Licht!).
Die Wärme, welche die Erdoberfläche von der Sonne durch
Bestrahlung erhält, dringt nur zum geringen Teile und nur
wenig tief (bis zur neutralen Schicht,' vergl. S. 13) in den