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Boden ein. Sie wird in der Hauptsache wieder in die
Atmosphäre ausgestrahlt. Namentlich durch diese vom Erdboden
kommende Ausstrahlung werden die unteren Luftschichten
erwärmt, so daß sie höhere Temperatur haben als die Schichten
in größerer Höhe. Auch die von der Erde nicht absorbierten,
sondern zurückgeworfenen Strahlen gelangen wiederum in die
Atmosphäre und helfen sie erwärmen.
Die Ein- und Ausstrahlung d er Wärme wird durch den
Wasserdamp s in der Luft sehr beeinflußt. Große Luftfeuchtigkeit
und besonders Wolkenbildung hemmt die Bestrahlung der Erde
ebenso wie die Ausstrahlung der Wärme vom Erdboden in die
Atmosphäre. Die Wolken lassen gleich einem Schirm die Wärme-
strahlen nicht in die Höhe. Es erklären sich daraus die Schwule
im Sommer bei bedecktem Himmel, namentlich vor einem Gewitter,
und der Einfluß der Bewölkung auf das Eintreten oder Nicht-
eintreten von Nachtfrösten. Klarer Himmel hindert die Aus-
strahlung weniger und läßt-in Winternächten die Temperatur
rasch sinken. Der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft über dem
Meere und in Küstengegenden hemmt Einstrahlung wie Aus-
strahlung und mildert die Temperaturgegensätze zu kühlen
Sommern und wenig strengen Wintern. — Auch von der Be-
schaffen he it der Erdoberfläche hängt die Ein- und Aus-
strahlung der Wärme in hohem Maße ab/ Von sast allen Stoffen
hat Wasser die größte Wärmekapazität, d. h. es bedarf der
meisten Wärmeeinheiten, damit eine Gewichtseinheit um C.
erhöht wird. Es wird von der gleichen Wärmemenge 2—5 mal
weniger erwärmt als der feste Erdboden. Da aber bei jedem
Körper die Fähigkeiten zur Aufnahme und zur Abgabe von
Wärme im gleichen Verhältnis stehen, so strahlt das Wasser die
empfangene 'Wärme auch nur langsam wieder aus. Der feste
Erdboden wird also viel leichter erwärmt als das Wasser, aber
er kühlt sich auch ebensoviel schneller wieder ab. Die Temperatur-
gegensätze sind demnach im festen Boden viel stärker und folgen
ungleich schneller aufeinander als beim Wasser. Während man
Bodentemperaturen von -]— 600 bis +80° C. in den Tropen
und von ■— 50° bis — 60° C. in den kältesten Gegenden beob-
achtet hat, schwankt die Temperatur der obersten Meeresschichten
zwischen höchstens -s- 34° und — 3° C. Aus dem allen folgt,
daß das von der Sonne bestrahlte Meer am Tage und in der
heißen Jahreszeit gewaltige Wärmemengen aufspeichert, die es
dann wieder langsam an die Luft abgibt. Daraus erklärt sich
noch mehr als aus dem größeren Feuchtigkeitsgehalte der Luft
der Ausgleich zwischen Tag- und Nachtwärme und zwischen Sommer-
und Wintertemperatur auf den Jnfeln und in den Küstenbezirken.
Zu beachten ist dabei besonders, daß jedes edm Wasser, welches
sich um 1» 0. abkühlt, so viel Wärme frei werden läßt, daß
davon 3000 cbm Luft um denselben Betrag erwärmt werden
können. — Infolge des größeren Wassergehaltes haben feuchte