§ 4. Der Hussitenkrieg.
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auf ihren Gütern Gottes Wort frei gepredigt
werden sollte und daß sie keinen Bann und kein Jn-
terdict sich darin behindern lassen wollten; die Hnssitischen
Prediger reichten jetzt allenthalben auch den Laien den
Kelch im heil. Abendmahle, der ihnen fälschlicher- und
sündlicherweise vorenthalten worden war und dessen sie
sich so freuten, daß sie ihn bei öffentlichen Gelegenheiten
als ihr Sinnbild oder unterscheidendes Merkmal gegen
die Päpstlichen vor sich her tragen ließen. Das
wäre nun alles recht gewesen; aber Menschliche s.
Fleischliches mischte sich leider auch bei. Die reinere
Lehre konnte ja nicht so schnell die Herzen durchdringen
und eitel neue Menschen machen; dazu kam die Gewalt¬
thätigkeit jener Zeit überhaupt und der besondere
Trotz der Cz echen na tur. Mit dem Eifer für die
bessere Lehre verband sich Zorn und Grimm gegen ihre
Feinde, und schon seit der empörenden Nachricht von
Hußens Hinwürgung wurden einzelne Mißhandlungen
an katholischen Priestern und Mönchen begangen.
Da nun aber Papst Martin V. am Schluffe der
Kostnitzer Versammlung noch eine Ketzerbulle gegen
die Hussiten ausgehen und sein Legat, 1419, in Böh¬
men selbst (zu Slan) einen ihrer Prediger lebendig
verbrenne» ließ, so wurde die Aufregung unter ihnen
noch viel stärker. Es traten entschiedene Führer an
ihre Spitze, — Niklas von Hussinecz, der Gutsherr
von Hußens Geburtsort und sein alter Freund, und
vornehmlich Johann von Trozuow, genannt Ziska
(der Einäugige), ein scharfvcrständiger, kraftvoller und
ausnehmend kriegstüchtiger Mann. aber wilden Wesens
und Geistes; und sie nahmen eine drohende Haltung
gegen die Römischkatholischen an.
Der alte König Wenzel, anfangs günstig für sie ge¬
stimmt, verfuhr jetzt gegen sie mit Strenge und ließ die
Lautesten unter ihnen festnehmen, was aber gerade eine
der beabsichtigten entgegengesetzte Wirkung 'that. Im
Juli 1419 zog eine Schaar von ihnen vor das Rath-