220 Vierzehntes Hauptstück.
vielleicht der Sohn eines getauften Juden, vielleicht auch
ein natürlicher Abkömmling Eduards IV. mit täuschender
Kunst und unter dem Beistände der verwittweten Herzogin
Margaretha von Burgund, sowie König Jakobs IV. von
Schottland, Richard, den zweiten Sohn Eduards I V. nach¬
ahmte, wurde er durch die Zusage der Begnadigung stch
auszuliefern vermocht, später aber, 1499, weil er die Flucht
versuchte, in Tyburn gehängt. Um dem zerrütteten Lande
wieder aufzuhelfen, ordnete der König Manches an, was
den Handwerkern und Kausteuten zum Vorthcile gereichte.
Noch kräftiger übrigens arbeitete er darauf hin, um den
während der Partheikämpfe unbotmäßig gewordnen Adel
zu schwächen. Daher ein Gesetz, welches die Zertheilung
und Veräußerung der zuvor unantastbar geschloßnen Adels¬
güter erlaubte, und gerade damals sehr häufig in Anwen¬
dung kam, weil viele Familien durch den Krieg verarmt
waren, und folglich, um nur schnell wieder zu Mitteln zu
gelangen, einen Theit ihrer Güter verkauften. Nicht we¬
nige Adelsgüter wurden in Folge hievon durch bürgerliche
Käufer erstanden und sorgfältiger als vorher bebaut. Die
Burgen der größer» Barone hatten, besonders solange
der Krieg dauerte, ebcnsovielen Heerlagern geglichen; denn
ausser der Vasallenschaft floß hier eine Menge von Leu¬
ten aller Art zusammen, die als Klienten des Bnrg-
besttzers galten. Eben deßhalb bestand der König mit
unnachsichtlicher Strenge auf seinem Verbot, solche Retai-
ners zu halten. „Sind diese da sammt und sonders
eure Bedienten?" fragte er im Tone der Verwunderung
den Grafen von Oxford, der zwei Reihen von Pächtern
und Handwerkern in Livreien gekleidet aufmarschieren ließ.
„So reich bin ich nicht," antwortete der Graf, „es sind
nur meine Klienten." „Milord," entgegnete der König,
„ich sage euch Dank für eure treffliche Bewirthung; die
Gesetze aber darf Keiner ungestraft vor meinen Augen