Full text: Lehrbuch der astronomischen Geographie

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um volle 360° ändern, müssen alle scheinbaren Mondörter am Himmel in einem 
größten Kreise liegen, den wir als Mondbahn kennen. 
3. Verschiedene fortschreitende Geschwindigkeit des Mondes. Aus der Figur 
ist hinsichtlich der fortschreitenden Geschwindigkeit des Mondes noch folgendes leicht 
zu erkennen. Wenn zur Zeit des ersten Viertels die Erde in d, der Mond in r steht, 
so ist dieser hinter der von E nach E' sich bewegenden Erde gleichsam zurück, und 
zwar um ein Stück dr, das etwa gleich seiner Entfernung von der Erde, also = ca. 
50000 Min. ist. Während aber die Erde von d bis h fortrückt, eilt der sie beglei¬ 
tende Mond ihr um ein ebenso großes Stück, Jew, voran. Er hat also einen größeren 
Weg im Räume zurückgelegt als die Erde; denn seine Geschwindigkeit war im ganzen 
die Summe der der Erde und seiner eigenen. Wenn hingegen der Mond vom letzten 
Viertel durch Neumond bis zum ersten Viertel den innerhalb der Erdbahn liegen¬ 
den Teil seiner Bahn beschreibt, so ist die Richtung seiner Bewegung der der Erde 
entgegengesetzt. War der Mond als letztes Viertel der Erde voraus, so ist er als 
erstes Viertel zurück; seine Bewegung ist also innerhalb der Erdbahn etwa nur die 
Differenz der Bewegung der Erde und seiner eigenen. Es ist deshalb der innerhalb 
der Erdbahn liegende Teil der Mondbahn stets etwa 200000 Min. kürzer, als der 
außerhalb derselben sich befindende. 
§ 29. Von den Mondfinsternissen. 
Interessante Erscheinungen sind die Mond- und Sonnenfinsternisse, die in 
früheren Zeiten wohl mit einem Gefühl der Bangigkeit betrachtet wurden, heute aber, 
wenigstens von jedem Gebildeten, nachdem die natürlichen Ursachen derselben be¬ 
kannt geworden sind, mit großem Interesse betrachtet werden; ja die Astronomen 
sehnen sie herbei, namentlich die Sonnenfinsternisse, weil sie über manche Frage Auf¬ 
schluß zu geben vermögen. Reden wir hier zuerst von den Mondfinsternissen. 
1. Form und Länge des Erdschattens. Da die Erde ein undurchsichtiger 
Körper ist, der von der Sonne erleuchtet wird, so muß hinter ihr, der Sonne abge¬ 
wandt, ein dunkler Schattenraum liegen, der freilich nur dann sichtbar wird, wenn ein 
anderer heller Kör¬ 
per in denselben 
hineintaucht, wie es 
der Vollmond zu¬ 
weilen tut. Dieser 
erscheint dann ent¬ 
weder ganz (total), 
oder nur teilweise 
(partial) verfinstert, 
und ein solches Er¬ 
eignis wird eine 
Mondfinsternis 
genannt. Weil die Sonnenkugel die Erdkugel an Größe bedeutend übertrifft — ihr 
Halbmesser ist 109mal so groß als der der Erde —, so muß der Kernschatten 
der Erde, d. i. der Raum, in welchem direkt nicht ein Sonnenstrahl dringen kann, ein 
kegelförmiger Raum sein, dessen Entstehung Fig. 74 erkennen läßt. Der Kreis mit 
dem Mittelpunkt S sei die Sonne und der, dessen Zentrum E ist, die Erde. Die von 
A kommenden Strahlen dringen nicht durch die Erde, und so entsteht hinter derselben 
ein dunkler Raum, der einen Teil von dem Kegel bildet, dessen Spitze in A liegt. Dieser 
dunkle Raum wird zum Teil wieder erhellt durch die von D kommenden Strahlen. Die 
Fig. 74.
	        
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