aus und reicht westöstlich vom obern Euphrat bis gegen das Elburs-
gebirge hin. Seine mittlere Höhe beträgt 1600—1800 in, so daß es
den höchsten Teil Vorderasiens ausmacht. Wir haben uns das Hochland
keineswegs einheitlich und geschlossen vorzustellen; es erhält vielmehr
durch zahlreiche Bergzüge ein sehr bewegtes Relief.
Vom Thal des mittleren Kur aus muß man eine hohe Bergkette mit
Gipfeln v on über 4000 m übersteigert, um nach dem innern Hochlande zu ge-
langen. Hier in Nord arm enien breiten sich die Plateaus vom Kars
und Eriwan aus. Südlich vom obern Aras erhebt sich der vulkanische Ge-
birgsstock des großen Ararat (5160 m), der höchste Gipfel des armenischen
Hochlandes. Sein riesenhafter, leicht abgerundeter Kegel ist mit ewigem Schnee
und mit Gletschern bedeckt. Noch im Jahre 1840 fand ein Vulkanausbruch
statt, so daß man den Berg noch nicht zu den erloschenen Vulkanen rechnen
kann. Durch einen nach SO. streichenden Gebirgskamm steht er mit dem
kleinen Ararat in Verbindung. — In den Plateaulandschaften Südost-
armeniens sind die Becken der beiden größten armenischen Seen eingelagert,
die des Wan- und Urmiasees. Beides sind Salzseen. Den westlichen Teil
Armeniens bezeichnet man gemeinhin als Hoch armeni e n. Statt der mit Berg-
ketten durchsetzten Hochländer finden sich hier geschlossene, reich gegliederte Ge-
birgsgruppen und Terrassenländer, welche ihre zahllosen Wasseradern zum
Euphrat (= Strom) senden. Dieser Hauptfluß Armeniens entsteht aus zwei
Quellflüssen, dem östlichen größern Euphrat oder Muradsu, der auf dem
Gebirgslande n. vom Wansee entspringt und als wilder, brausender Bergstrom
gen W. eilt, und dem kleineren westlichen Euphrat, der vom Plateau
von Erzerum kommt. In vielfach gewundenem Laufe durchschneidet der
vereinigte Fluß in engem, schluchtenreichen Querthal die Querketten von Kurdistan,
grenzt das Kalkplateau Syriens von dem obern Mesopotamien ab und tritt
dann in die Ebene. — Südarmenien wird von den bereits genannten Ge-
birgsketten von Kurdistan durchsetzt. Ein größeres Plateau ist das
Hochland von Diarbekr. Hier auf den südarmenischen Randgebirgen ent-
springt der Tigris (== Pfeil.) Auch er hat einen östlichen und einen westlichen
Quellfluß. — Mit seinen zahlreichen Wasseradern ist Armenien das wichtigste
Quellgebiet Vorderasiens.
Das Klima Armeniens ist in den Thälern milde, auf den berg-
umschlossenen Hochebenen so trocken, daß der Ackerbau oft künstliche
Bewässerung erfordert. Die trockenen Hochflächen und rauhen Berge
sind Weideland, die Gebirgszüge hie uud da bewaldet; doch im allge-
meinen bildet Waldarmut das Eigentümliche der armenischen Gebirge.
Buche und Eiche, seltener Ahorn, Birke uud Fichte, bilden die wenigen
Waldbestände. Die Thäler sind frisch und üppig. Obst gedeiht vor-
trefflich; doch fehlen die Südfrüchte. An Feldfrüchten werden Weizen,
Roggen, Mais, Hirse, Bohnen und etwas Reis gebaut. Auch der
Weiustock und der Maulbeerbaum werden gepflegt, und im S. kommt
bereits die Baumwollenstaude gut fort.
2. Die Bevölkerung besteht der Hauptmasse nach aus
Armeniern und Kurden. Von den Armeniern lebt nur ein Bruch-
teil in der alten Heimat, wo sie ein Hirten- und Bauernleben führen.
Ein großer Teil hat sich in der Fremde angesiedelt, wo sie schlaue
Handelsleute und begehrte Dolmetscher sind. Man sindet den Armenier
in allen größeren Handelsstädten des östlichen Mittelmeergebiets, ferner
im östlichen und südlichen Rußland, in Ungarn, Siebenbürgen und
Galizien. Die Armenier sind Kaukasier, die sich daheim schon frühzeitig