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Fünfte Periode, 31 v. Chr.—476 n. Chr.
in Steiermark) Antonius Primus, der Anführer einer der beiden
pannonischen Legionen, darauf drang, dass man sofort einen
Einfall in Italien machen möchte, und sich erbot, selbst diesen
Einfall, wenn auch nur mit einem kleinen Theile des Heeres, zu
unternehmen, so fielen sie ihm alle mit Begeisterung bei, so
dass die übrigen Anführer genöthigt waren, ihn gewähren zu
lassen. Und nun führte er auch in der That sein Vorhaben mit
grosser Energie und Geschicklichkeit aus. Aber auch das Glück
kam ihm in seltener Weise zu Hülfe. Vitellins hatte die Füh¬
rung des Kriegs dem Cäcina und Valens übertragen. Letzterer
wurde durch Krankheit zurückgehalten, und so hatte Cäcina den
Oberbefehl allein in seiner Hand. Er hatte 8 germanische Legio¬
nen zu seiner Verfügung, die, wenn auch durch den langen un¬
thätigen Aufenthalt in der Hauptstadt verwöhnt und entartet,
doch tapfer und dem Vitellins treu ergeben waren. Zwei von
diesen schickte er nach Cremona, um diesen wichtigen Platz zu
besetzen, mit den übrigen sechs nahm er Stellung in Hostilia
(j. Ostiglia auf dem linken Ufer des Po und am untern Lauf
desselben) dem Antonius gegenüber, den er, wie es scheint, durch
seine Uebermacht leicht hätte erdrücken können. Allein sein
Absehen war von Anfang an nur auf Verrath gerichtet, weil er
nach seiner Meinung von Vitellins gegen Valens zurückgesetzt
und für seine Verdienste nicht hinlänglich belohnt worden war.
Er knüpfte daher Verhandlungen mit Antonius an, und als er
mit diesem übereingekommen, entfernte er diejenigen Unteran¬
führer und Soldaten, denen er nicht vertraute, aus dem Lager,
berief die übrigen zu einer Versammlung und forderte sie zum
Abfall von Vitellins auf, der denn auch alsbald beschlossen wurde.
Indessen die Stimmung schlug sofort um, als diejenigen, welche
der Versammlung nicht beigewohnt hatten, zurückkehrten und
das ganze Heer wieder beisammen war. Nun wurden die von
Cäcina umgestürzten Statuen des Vitellins wieder aufgerichtet,
man warf den Cäcina in Ketten, wählte zwei andere Anführer
und beschloss, nach Cremona aufzubrechen, um sich mit den dort
stehenden Legionen zu vereinigen. Aber auch Antonius eilte nun
ebendahin. Er wünschte, die dortigen zwei Legionen zu besiegen,
ehe sie durch ihre Kameraden aus Hostilia verstärkt würden;
auch gelang es ihm, diese vor Cremona zu schlagen und in die