Full text: Die fremden Erdteile (Abt. 1)

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n, und s. Hauptteil des Kontinents ausgedehnte Tiefebenen, die 
meistens nur von ganz untergeordneten Bodenschwellen getrennt »nd 
von Riesenströinen entwässert werden. Dnrch diesen meridionalen 
Ansban wird Amerika der Erdteil der größten Meridian-Ketten- 
gebirge und der größten Tiefländer. 
Das System der großen Meridi an ketten durchzieht als 
Haupthöhenachse den Erdteil an seiner Westseite mit kurzen Unter- 
brechnngen iu Mittelamerika von S. bis zum N. Sowohl in der 
Landenge von Panama, als in den Einschnürungen von Nicaragua und 
Tehuantepee verschwindet die Kettensorm des Höhenzuges und wird 
dnrch Hügelgruppen von jüngeren vulkanischen Gesteinsarten ersetzt. 
Vor dem Tertiärzeitalter waren jene Lücken im Gebirge Meerengen, 
die das zentralamerikanische Festland in mehrere langgestreckte Inseln teilten 
und sowohl von Südamerika, als auch von Mexico trennten. Durch spätere 
Vulkanausbrüche basaltischer und trachytischer Gesteine wurden diese Meerengen 
verstopft und so die alten Gebirge Nord- und Südamerikas, die der Hauptsache 
nach aus Granit und kristallinischen Schiefern bestehen, miteinander verbunden. 
Das ganze Gebirgssystem gliedert sich in die Anden oder 
Cordilleren (kordiljeren) von Südamerika (Cordilleras de los 
Andes), das Gebirgssystem von Mittelamerika und das 
Gebirgssystem von Nordamerika. Da die Gebirge meist hart 
an der Küste hinziehen, bleibt für die Entwicklung größerer Ströme 
auf der paeifischen Küstenterrasse kein Raum. Alle drei Gebirgssysteme 
sind reich an Vulkanen. Man zählt deren 60 mit schneebedeckten 
Gipfeln. 
Zu den Tiefländern, die fich in dem Hauptmuldengebiet 
Amerikas ausbreiten, gehört das große arktische Tiefland mit 
dem Ma cken ziestr o m und zahlreichen großen Seen, darunter die 
fünf großen canadischen Seen, welche zn den größten Süßwasser- 
decken der Erde gehören und in dem großen Lorenz ström einen 
Abfluß zum Meer haben. Um den Mississippi dehnen sich die 
weiten Prärieeu (= Wiesen) aus. Südamerika weist die Llauos 
(ljanos = Ebenen) des Orinoco, die Selvas (= Urwaldgebiete) 
des Amazonenstromes und die Pampas (= Ebenen) des Rio de la 
Plata auf. Sinnliche Riesenströme — im weiteren Sinne auch der 
Mackenzie —- gehören zum Gebiet des atlantischen Weltmeers. 
Die Ostseite des Erdteils weist folgende vier gesonderte Ge- 
birgsstöcke auf: das Ketteugebirge der Alleghauis (älligeuis), 
das eine größere Bodenfläche als die Alpen bedeckt, das Kettenge- 
birge der Antillen (antiljen), die von Tiefländern umschlossene 
Gebirgsinsel des Hochlandes von Guayana nnd das Bergland 
von Brasilien, das fast 1/G der Bodenfläche Südamerikas einnimmt. 
In Bezug auf seine Kulturentwicklung wurde Amerika durch seine 
Lage, Flächengliederung und Höhengestaltung mehr auf den O. als auf den 
W. hingewiesen. Die nachbarliche Lage der Nordwestspitze des Erdteils zu 
Asien konnte für die Entfaltung der Kultur keine Bedeutung erlangen, da jene 
nachbarlichen Gebiete beider Erdteile der unwirtlichen kalten Zone angehören. 
Weiter südwärts streichen aber die Küsten immer mehr auseinander, und die 
Riesenschale des paeifischeu Ozeans lagert sich zwischen Ost- und Westfeste. 
Zudem bildet die amerikanische Westküste die längste und ungegliedertste Felsen- 
küste der Erde. — Anders auf der Ostseite! Diese ist viel zugänglicher und
	        
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