— 137 —
entwickelt sich in ziemlich gleichlaufender Richtung mit den Westküsten Europas
und Afrikas. Nach der 'Entdeckung Amerikas mußte der atlantische Ozeau
das wichtigste Handelsmeer zwischen der alten und neuen Welt werden. Da
Nordamerika Europa am nächsten liegt, mußte hier in erster Linie die euro-
päische Kultur zur Geltung gelangen. — Die Wasserfälle und Schiffbarkeit der
amerikanischen Ströme trug wesentlich mit dazu bei, daß sich die von O. her
vordringende Kultur das Innere des Erdteils eroberte.
6. Klima. Bei seiner ungeheuren nord-südlichen Ausdehnung weist
Amerika eine große Mannigfaltigkeit der klimatischen Verhältnisse auf.
Es erstreckt sich durch alle Zonen mit Ausnahme der s. kalten. Der
stärkste Anteil entfällt aber auf die heiße und die n. gemäßigte Zone.
Infolge des eigenartigen Bodenaufbaus ordnen sich in Amerika die
größern klimatischen Unterschiede nicht der geographischen Breite nach
wie in Europa und Asien, sondern vielmehr der Länge nach. Zwischen
Nord und Süd gibt es hier also keine durchgehenden allgemeinen,
sondern hauptsächlich nur graduelle Unterschiede. Bon den 34 Klima-
Provinzen Supans entfallen auf Amerika 12.
Das tropische Amerika zwischen den Isothermen von 20° umfaßt
die f. Striche der Union, Mexico und Südkalifornien, Mittelamerika und Süd-
amerika bis weit über den Wendekreis hinaus, wobei jedoch das chilenische
Küstenland ausgeschlossen ist. Nur auf den Hochebenen ist das Klima für
Europäer günstig. Die niedrigen Küstengebiete, namentlich die heißfeuchten,
sumpfigen östlichen Küstenstrecken sind die Brutstätten des gelben Fiebers.
Niederschläge (Äquatorial- und Tropenregen) sind reichlich; doch empfängt die
Ostküste infolge der Passatwinde mehr Niederschläge als die Westküste. Die
Küste von Peru und die nördlichsten Küstenstriche von Chile sind unter dem
Einfluß des kalten Perustromcs größtenteils ein regenloses Wüstengebiet
(Atacama).
Zu den Gebieten der s. gemäßigten Zone gehören die südlichsten
Striche von Brasilien, Uruguay, Südargentinien, Chile, Patagonien und
Feuerland. Bei dem schmalen Bau der Südhälfte Südamerikas stehen diese
Länder mehr, als dies in Nordamerika der Fall ist, unter dem Einfluß des
Meeres. Die Wärme nimmt nach S zu schnell ab. Feuerland hat ein Jahres-
mittel von 5« C. Der n. gemäßigten Zone gehört die Union mit Aus-
schluß der Küstengebiete am mexicanischen Golf, ferner Nordkalifornien und
die f. Striche vom britischen Nordamerika an. Die Null-Jsotherme sinkt in
Labrador bis zur Breitenlage von Dresden. In dem ganzen Gebiet der n.
gemäßigten Zone herrscht scharf ausgeprägtes Landklima mit starkem Gegen-
satz der Jahreszeiten. Dasselbe wird durch die Breite der Landmasse, die
kalten Nordwinde, welche ungehindert aus dem Polargebiet über die großen
Ebenen wehen, und durch kaltes Auftriebwasser an den Küsten bedingt.
Auch nimmt die Jahreswärme nordwärts schneller ab, als dies in Europa
der Fall ist. Einwanderer aus Europa müssen durchschnittlich 10° südlicher
ziehen, wenn sie in Amerika ein ähnliches Klima wie das in ihrer europäischen
Heimat antreffen wollen. Mangel an Niederschlägen herrscht besonders aus
dem Hochlande zwischen dem Felsengebirge und dem Küstengebirgszuge. Da-
gegen ist die ganze Osthälfte der Union reich an Niederschlägen. Wenn sich
die großen Hochländer des Westens im Sonnner erhitzen, bildet sich über
denselben (ähnlich wie in Hochasien) ein Luftdruckminimum, welches die feucht-
warmen Luftschichten über dem Golf in Bewegung setzt. Regenführende Winde
nehmen dann ihren Weg durch das Mississippital nordwärts bis zu den
kanadischen Seen und veranlassen reichliche Sommerregen. Auf die offene
Lage des Landes nach dem Golfe ist auch die günstige Verteilung der Nieder-
schlüge zurückzuführen. Wenn auch vorwiegend Sommerregen auftreten, fehlt
doch der Regen auch zu andern Zeiten des Jahres nicht. — Die Regenquelle
der ö. Küstenländer ist naturgemäß der atlantische Ozean. Trotzdem die
Regenmenge hier bedeutender ist als im mittleren Europa, wird das Klima