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doch als ein „trockenes" bezeichnet. „Die Wäsche trocknet rascher. Die Brot-
Vorräte, welche man in Europa mehrere Wochen aufbewahren kann, werden
dort in einigen Tagen ungenießbar, weil das Brot rasch »lustrocknet. Die Ernten
sind in Nordamerika weniger unsicher als in Europa. In Nordamerika kann
man ohne Nachteil für die Gesundheit in ein eben gebautes Haus einziehen:
man hat nicht nötig, erst auf das Austrocknen der Wände zu warten; dagegen
haben die Tischler mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, indem Holz, welches
man in Europa für hinlänglich ausgetrocknet halten würde, um es für Möbel
zu verwenden, zu Boston und New-Uork in kurzer Zeit reißt." (Heiderich).
Die Ursache der größeren Trockenheit bei gleicher Regenmenge ist der herrschende
Südwestwind, der hier nicht wie in Europa ein Regenbringer, sondern ein
trockener Wind ist.
Das arktische Klima tritt bereits in viel niederen Breiten auf als
in Europa. Labrador, unter gleicher Breitenlage mit Großbritannien, gehört
bereits zu den kältesten Ländern der Erde.
4 Pflanzen- und Tierwelt. Die Pflanzenwelt Amerikas
zeichnet sich durch Arteitreichtum uud Mannigfaltigkeit ans nnd zeigt
in den tropischen Gebieten selbst größere Üppigkeit als in Indien.
Besonders ist die tropische Flora durch eine Fülle von Palmenarten
und Ziergewächsen ausgezeichnete Unter letzteren sind in erster Linie
die Kakteen zu nennen, über 400 Arten, deren einige zur Zucht der
Cochenille dienen. Aus Mexico stammen die Sonnenblumen, ans Chile
die Fuchsien, ans Nordamerika die Robinien. Dagegen ist die neue
Welt verhältnismäßig arm an einheimischen Kulturpflanzen. Mais,
Kartoffel, Tabak, Fieberrinde n bäum, *) Kakao,**)
Vanille ,***) Batatef) uud spanischer Pfeffer ff) sind die
wichtigsten derselben. Dazu kommen noch verschiedene Nutzhölzer
wie Mahagoni, Rot-, Gelb- und Blauholz uud Pockholz .fff) Baum¬
wolle fanden die Europäer angebaut in Pern und Mexico. In ihrem
heutigen Hauptlaude, den f. Strichen der Union, ist sie eingeführt.
Desgleichen stammen alle übrigen Kulturpflanzen Amerikas aus der
alten Welt.
Die Tierwelt ist weniger großartig entwickelt. Es fehlen die
großen nnd kräftigen Säugetiergestalten der alten Welt nnd die großen
Raubtiere aus dem Katzengeschlecht. Jaguar und Puma sind
schwache Nachbilder vou dem gefürchteten Tiger und majestätischen
Löwen der alten Welt; der eselgroße Tapir muß die riesigen Viel-
hufer, das Lama das Kamel der alten Welt ersetzeil. Letzteres war
das einzige Haustier der seßhaften Urbevölkerung. Eigenartige ameri-
kanische Tierformen sind ferner die Brüllaffen, der Ameisenbär,
das Faultier uud das Gürteltier. Reich ist Amerika an zahl-
reichen großen Reptilien (Alligator, Anaconda, Klapperschlange, Schild¬
kröten), farbenprächtigen Insekten nnd buntschillernden Vögeln, darunter
*) S. 34.
**) Die gurkenähnlichen Früchte des Kakaobaumes (theobrorna cacao),
deren Samen zur Chokoladenoereitung dienen.
***) Die aromatischen Schotenfrüchte einer tropischen Schlingpflanze (Orchidee)
vanilla planifolia.
f) Eine Windenart mit mehlweißen Knollen.
ff) Paprica, die reifen Früchte von capsicum annuum.
fff) Das sehr harte Kernholz des Guajakbaumes (Westindien), wird zu
Kegelkugeln :c. verwendet.