Full text: [Bd. 2, Ausg. B] (Bd. 2, Ausg. B)

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Sphäroid, oder, genauer gesagt, ein Geoid. Doch betrögt die Abplattung 
nur etwa des Erddurchmessers. — Die Abplattung der Erde ist durch 
Pendelversuche und Gradmessungen erwiesen. Pendel von „gleicher Länge 
schwingen in polaren Gegenden schneller als in Orten am Äquator. Dies 
ist nur daraus erklärlich, daß erstere dem Mittelpunkte der Erde näher liegen 
als letztere. Bei dieser Abplattung muß auch die Krümmung der Erdoberfläche 
polwärts geringer werden. Die Gradbogen der Meridiane werden daher 
hier etwas größer sein als in den Äquatorgegenden. Dies ist durch Grad- 
Messungen auch in der Tat festgestellt. 
2. Das Gradnetz. Damit man sich auf der Erdkugel genau 
orientieren kann, denkt man sich ihre Oberfläche mit einem Grad- 
netz überzogen. Dasselbe ist mit allen seinen Punkten und Linien 
eine Übertragung (Projektion) des Liniennetzes der Himmelskugel auf 
die Erde. 
Wie jede andere Kreislinie, so teilt man auch den Erd- 
äqnator in 360 gleiche Teile oder Grade (°). Zur Orientierung 
auf der Erde denkt man sich durch die Schnittpunkte der 360 0 
des Äquators von Pol zu Pol 360 Halbkreise gezogen. Man 
nennt sie Meridiane oder Mittagslinien, weil alle Orte, die 
auf dem gleichen Halbkreise liegen, zu gleicher Zeit Mittag, d. h. den 
höchsten täglichen Sonnenstand, haben. Diese 360 Meridiane bilden 
180 ganze, gleich große Kreise, Mittagskreise oder Meridian- 
kreise genannt. Als Anfangs- oder Nullmeridian 
nimmt man den Meridian der Sternwarte von Greenwich (grinnitsch) 
an. Von hier aus zählt man ostwärts die Längengrade, d. h. 
die Entfernungen der Meridiane voneinander, von 10 bis 360 °. Der 
360. Meridian fällt mit dem Nullmeridiau zusammen. Auf manchen 
Karten ist eine östliche und eine westliche Länge unterschieden. — Die 
Längengrade betragen am Äquator je 111,3 km, werden aber nach 
den Polen zu immer kleiner. So ist ihre Größe an den Wendekreisen 
102, bei Konstantinopel 84, im mittleren Deutschland 71, bei Peters- 
bürg 55, am Nordkap 34 km und am Pol = 0. 
Die Größe der Längen- oder Parallelgrade von l0 zu 1» Breitengraden 
zeigt folgende Tabelle. Die Grade betragen: 
unter 0° Br 111,3 km unter 50° Br "1,7 km 
10° 
20° 
30° 
40° 
55,8 
38,2 
19,4 
0 
. 108,0 „ „ 60° 
. 104,6 „ „ 70° 
. 96,5 „ „ 80° 
85,4 „ „ 90° 
D i e Entfernung eines Ortes vom Nullmeridiau 
heißt seine geographische Länge. 
Vom Äquator nach jedem Pole ist 7* Kreis — 90°. Durch die 
Schnittpunkte beider Meridiane laufen n. und s. vom Äquator je 
89 Kreise parallel zum Äquator. Sie heißen P a r a l le l k r e i s e 
oder Breitenkreise, ihre Entfernung voneinander Breiten- 
grade. Vom Äquator 23^» n. liegt der n. Wendekreis, Wende- 
kreis des Krebses, 23l/s0 s- v, Äquator der s. Wendekrets, 
Wendekreis des Steinbocks genannt. Die beiden 
Polarkreise liegen um die Pole in einer Entfernung von 23^2 °. 
Der 60. P a r a l l e l k r e i s ist halb so lang als der Äquator. Die
	        
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