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Der äußere Gneisalpenzug liegt größtenteils auf französischem
Gebiet. Er beginnt mit den Meeralpen (Seealpen), setzt sich in den Ur-
alpen der Dauphine (bofine) fort, wo er in der gewaltigen Pelvoux-
Gruppe bis über 4100 m Höhe erreicht, und weist in den Gneisalpen
von Savoyen die höchste Erhebung des Alpensystems und Europas über-
Haupt auf, den 4810 m hohen Montblanc.
Die Französischen Kalkalpen füllen den breiten Raum zwischen dem
Gneisalpenzuge und der Rhone aus, sind in ihren Hauptformen den Uralpen
gleichlaufend und zeigen den Typus der Mittelalpen. ^ Ihre Höhe nimmt nicht
nur von O. nach W., sondern auch von N. nach S. zu ab. Den n. Teil
nehmen die Savoyer Kalkalpen ein. Savoyen ist also ganz von Gebirgen
erfüllt, wie Tirol ein echtes Alpenland. — Die Kalkalpen derDauphinc
erscheinen weniger geschloffen als die Savoyer Alpen und öffnen sich mit dem
Tal der Jsere (ifähr) nach dem Rhonetal. N. von Grenoble liegt das Gebirge
der berühmten Grande Chartreuse (grangd' schartrös') mit dem wichtigsten
Kloster des Karthäuser-Ordens. — Die s. Abteilung sind die Kalkalpen der
Provence (prowängß), niedriger, sonniger und fruchtbarer als die übrigen
Alpengebiete. Sie öffnen sich zum Rhonetal durch das Tal der Durance
(dürangß) und haben in den südlichen Talgebieten bereits Mittelmeerklima.
_ b) Die Rhone-Saöne-Senke ist eine 480 km lange Senke. Im S.
erweitert sich die Senke zur Ebene der Provence (prowängß).
Der Hauptfluß der Senke ist die Rhone, die nach ihrem Austritte aus
dem Genfer See in einer engen Talspalte den Jura durchbricht. Bei niedrigem
Wasserstande verschwindet der Fluß ganz oder teilweise unter Felsblöcken
(Perte du Rhone). Bei Lyon (liong) beginnt der Unterlauf des Stromes.
Hier mündet die Saöne (ßohn) mit dem Doubs (du), die als natürlicher Ober-
lauf der Rhone anzusehen ist, in den Strom. Das Gefalle der Rhone ist
wegen der starken nord-südlichen Neigung auch im Unterlaufe ein starkes, sodaß
der Fluß zu den reißendsten Strömen Europas zählt. Von dem Französischen
Mittelgebirge erhält die Rhone nur unbedeutende Zuflüsse; dagegen senden ihr
die Alpen in Jsere (isähr) und Durance (dürangß, bedeutende Nebenflüsse M.
Die Proventzalifche Ebene erweitert sich trichterförmig von N. nach
S. _ Das Deltagebiet ist teils fruchtbares Marschland, teils mit Sümpfen und
Steingeröll (Crau) angefüllt, dürr und pflanzenarm.
Nach N. zu setzt sich die Rhone-Saöne-Senke in der niedrigen, wohlange-
bauten Hochfläche von Burgund fort, welche durch die Burgundische
Pforte offen mit dem Oberrheinischen Tieflande zusammenhängt. Sie wird
vom Rhein-Rhone-Kanal durchschnitten.
c) Das Französische Zentralplateau ist eine ausgedehnte Hochlandsmasse
mit aufgesetzten Bergrücken. Gegen O fällt es steil ab; nach W. zu verflacht
es sich allmählich. Es gliedert sich in eine südliche und eine nördliche Gruppe,
welche durch den Kanal du Eentre (dü ßängtr) voneinander getrennt
werden.
Die südliche Gruppe stellt ein mächtiges Granitplateau dar. Der
steile Außenrand desselben beginnt im S. mit den Cevennen, einem wilden,
schluchtenreichen Gebirgslande. Von den Flüssen, welche auf den Cevennen
entspringen, folgen Tarn und Lot (lö> der breiten Westabdachung und fließen
zur Garonne-, Allier (allie) und Loire lloar) wenden sich nach N. — Die
weitere Fortsetzung des steilen Außenrandes bildet der kohlen- und eisenreiche
Zug des Lhonnais- (lionnäh-) und Charollais- (scharolläh-) Gebirges, mit
sanft gerundeten, nicht über 1000 m hohen Bergen, die bis zu den Gipfeln
bebaut sind und an den untern Abhängen Reben tragen. Der Kohlen- und
Eisenreichtum des Gebirgszuges macht diesen zum Hauptträger einer ausgedehnten
beiden- und Eisenindustrie (Lyon, St. Etienne). — Zwischen den Tälern der Loire
und des Allier (allic> breitet sich das Forez-Gebirge (forrä-G., = Waldgebirge)
aus. — O. vom Tal des Allier erhebt sich das unfruchtbare, vulkanische Hoch-
land der Auvergne (owärni), mit zahlreichen erloschenen Vulkanen und glocken-
förmigen Basaltkuppen. In demselben liegt der höchste Berg des Französischen
Mittelgebirges, der Mont Dore (mong bor, 1890 m), von welchem die
Dordogne (dordönj) w. zur Garonne fließt.