Full text: [Bd. 2, Ausg. B] (Bd. 2, Ausg. B)

— 219 — 
Der äußere Gneisalpenzug liegt größtenteils auf französischem 
Gebiet. Er beginnt mit den Meeralpen (Seealpen), setzt sich in den Ur- 
alpen der Dauphine (bofine) fort, wo er in der gewaltigen Pelvoux- 
Gruppe bis über 4100 m Höhe erreicht, und weist in den Gneisalpen 
von Savoyen die höchste Erhebung des Alpensystems und Europas über- 
Haupt auf, den 4810 m hohen Montblanc. 
Die Französischen Kalkalpen füllen den breiten Raum zwischen dem 
Gneisalpenzuge und der Rhone aus, sind in ihren Hauptformen den Uralpen 
gleichlaufend und zeigen den Typus der Mittelalpen. ^ Ihre Höhe nimmt nicht 
nur von O. nach W., sondern auch von N. nach S. zu ab. Den n. Teil 
nehmen die Savoyer Kalkalpen ein. Savoyen ist also ganz von Gebirgen 
erfüllt, wie Tirol ein echtes Alpenland. — Die Kalkalpen derDauphinc 
erscheinen weniger geschloffen als die Savoyer Alpen und öffnen sich mit dem 
Tal der Jsere (ifähr) nach dem Rhonetal. N. von Grenoble liegt das Gebirge 
der berühmten Grande Chartreuse (grangd' schartrös') mit dem wichtigsten 
Kloster des Karthäuser-Ordens. — Die s. Abteilung sind die Kalkalpen der 
Provence (prowängß), niedriger, sonniger und fruchtbarer als die übrigen 
Alpengebiete. Sie öffnen sich zum Rhonetal durch das Tal der Durance 
(dürangß) und haben in den südlichen Talgebieten bereits Mittelmeerklima. 
_ b) Die Rhone-Saöne-Senke ist eine 480 km lange Senke. Im S. 
erweitert sich die Senke zur Ebene der Provence (prowängß). 
Der Hauptfluß der Senke ist die Rhone, die nach ihrem Austritte aus 
dem Genfer See in einer engen Talspalte den Jura durchbricht. Bei niedrigem 
Wasserstande verschwindet der Fluß ganz oder teilweise unter Felsblöcken 
(Perte du Rhone). Bei Lyon (liong) beginnt der Unterlauf des Stromes. 
Hier mündet die Saöne (ßohn) mit dem Doubs (du), die als natürlicher Ober- 
lauf der Rhone anzusehen ist, in den Strom. Das Gefalle der Rhone ist 
wegen der starken nord-südlichen Neigung auch im Unterlaufe ein starkes, sodaß 
der Fluß zu den reißendsten Strömen Europas zählt. Von dem Französischen 
Mittelgebirge erhält die Rhone nur unbedeutende Zuflüsse; dagegen senden ihr 
die Alpen in Jsere (isähr) und Durance (dürangß, bedeutende Nebenflüsse M. 
Die Proventzalifche Ebene erweitert sich trichterförmig von N. nach 
S. _ Das Deltagebiet ist teils fruchtbares Marschland, teils mit Sümpfen und 
Steingeröll (Crau) angefüllt, dürr und pflanzenarm. 
Nach N. zu setzt sich die Rhone-Saöne-Senke in der niedrigen, wohlange- 
bauten Hochfläche von Burgund fort, welche durch die Burgundische 
Pforte offen mit dem Oberrheinischen Tieflande zusammenhängt. Sie wird 
vom Rhein-Rhone-Kanal durchschnitten. 
c) Das Französische Zentralplateau ist eine ausgedehnte Hochlandsmasse 
mit aufgesetzten Bergrücken. Gegen O fällt es steil ab; nach W. zu verflacht 
es sich allmählich. Es gliedert sich in eine südliche und eine nördliche Gruppe, 
welche durch den Kanal du Eentre (dü ßängtr) voneinander getrennt 
werden. 
Die südliche Gruppe stellt ein mächtiges Granitplateau dar. Der 
steile Außenrand desselben beginnt im S. mit den Cevennen, einem wilden, 
schluchtenreichen Gebirgslande. Von den Flüssen, welche auf den Cevennen 
entspringen, folgen Tarn und Lot (lö> der breiten Westabdachung und fließen 
zur Garonne-, Allier (allie) und Loire lloar) wenden sich nach N. — Die 
weitere Fortsetzung des steilen Außenrandes bildet der kohlen- und eisenreiche 
Zug des Lhonnais- (lionnäh-) und Charollais- (scharolläh-) Gebirges, mit 
sanft gerundeten, nicht über 1000 m hohen Bergen, die bis zu den Gipfeln 
bebaut sind und an den untern Abhängen Reben tragen. Der Kohlen- und 
Eisenreichtum des Gebirgszuges macht diesen zum Hauptträger einer ausgedehnten 
beiden- und Eisenindustrie (Lyon, St. Etienne). — Zwischen den Tälern der Loire 
und des Allier (allic> breitet sich das Forez-Gebirge (forrä-G., = Waldgebirge) 
aus. — O. vom Tal des Allier erhebt sich das unfruchtbare, vulkanische Hoch- 
land der Auvergne (owärni), mit zahlreichen erloschenen Vulkanen und glocken- 
förmigen Basaltkuppen. In demselben liegt der höchste Berg des Französischen 
Mittelgebirges, der Mont Dore (mong bor, 1890 m), von welchem die 
Dordogne (dordönj) w. zur Garonne fließt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.