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der Straße von Warschau nach Moskau. — Pinsk, inmitten der
Rokitno-Sümpfe. — Minsk, zweite Stadt Westrußlands, an der
Straße Warschau-Moskau. — Shitomir, bedeutendste Stadt in
Wolynien, die indes von dem benachbarten, kleinrussischen Berditschew
bedeutend überflügelt und in den Hintergrund gedrängt ist.
In Polen (d. h. Flachland, Ebene): Warschau (638 Tsd. E.),
Hst. des ehemaligen Königreichs Polen, am linken Weichselufer, Knoten-
Punkt für Handel und Verkehr in Polen; starke Zitadelle; rechts der
Weichsel die Vorstadt Praga mit befestigtem Brückenkopf. W. ist die
dritte Stadt des Russischen Reichs. Unter den Bewohnern viele Juden. —
Lodz (315 Tsd. E., 7/s davon Deutsche), bedeutende Fabrikstadt, zweite
Stadt Polens. — Kalisch, Grenzstadt an der Prosna, einem Neben-
fluß der Warthe.
d) Das Gebiet der Wolga umfaßt die Südhälfte von
Großrußland, sowie die ostrussischen Gebiete von Kasan und
Astrachau. Die Wolga (= die Große) ist mit 3200 km Strom-
länge der größte Fluß Europas. Ihr Flußgebiet ist doppelt so groß
als das der Donau, und ihre größten Nebenflüsse Oka und Kama
sind größer als der Rhein. Mit ihrem ausgedehnten Kanalsystem ist
sie die Hauptverkehrsstraße des weiten Ostens, welche einen lebhaften
Verkehr zwischen dem an Getreide und Holz reichen Innern, dem
fisch- und salzreichen Süden, dem metallreichen Osten und dem pelz-
reichen Norden vermittelt.
Die Wolga entspringt auf der Waldaihöhe und läuft in
maunigfachen Windungen östlich dem Uralgebirge eutgegeu. Bei
Kasan wird sie durch ö. Höhen genötigt, ein Knie zu bilden und
ihren Lauf nach S. zu richten. Auf der erstgenannten Hauptstrecke
nimmt sie bei Nischnij-Nowgorod die Oka mit der Moskwa auf, und
s. von Kasan vereinigt sie sich mit der wasserreichen Kama, welche
verschiedene Abflüsse des Ural gesammelt hat. Das rechte Ufer der
Wolga ist das abwechselungsreiche Bergufer mit Höhen bis 350 m,
das linke das niedrige Wiesenufer. Von Sarepta ab wendet sich
der Strom sö. dem Kaspisee zu und teilt sich vor seiner Mündung in
8 Haupt- und etwa 60 Nebenarme, die ein schilfreiches Jnseldelta
bilden. Unter den zahlreichen Fischarten ist der Hansen besonders zu
nennen, dessen Rogen den berühmten russischen Kaviar liefert.
Das Wolgagebiet ist, abgesehen von dem Tieflande um den
Unterlauf, reich an großen Wäldern und ausgedehnten Ackerflächen
mit vorwiegendem Getreide-, Flachs- und Hanfbau. Von der mittleren
Wolga nach SW. bis an die rnmänisch-galizische Grenze (also weit
über das Wolgagebiet hinaus) erstreckt sich eine Zone mit sehr starkem
Ackerbau, die eigentliche Kornkammer Rußlands, in welcher der
Wald ganz zurücktritt. Aus dem schwarzen, fetten Tschernosemboden
ist die Fruchtbarkeit geradezu erstaunlich. Ohne den Acker zu
düngen, baut man Weizen, Roggen, Mais; die Futterkräuter, z. B.
Klee, Luzerne uud Esparsette, erreichen unglaubliche Höhen. Die
Bauerndörser folgen hier viel dichter aufeinander als in den waldreichen
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