Full text: [Bd. 2, Ausg. B] (Bd. 2, Ausg. B)

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e) Tie Pampas hängeil im 9!. durch eine schmale Ebene mit dem 
Urwaldgebiet zusammen imb gehen im S, in die öden Patago nischen 
Steppen über. Die wellenförmigen Grasebenen sind scheinbar 
grenzenlos nnd wirken dnrch ihre weite nnd regelmäßige Einfachheit 
nicht minder gewaltig auf den Beschauer als der Anblick des Meeres. 
Im NW., zwischen dem Paraguay und dem mittleren Parana 
einerseits und den Anden andererseits, breitet sich die von Europäern 
noch wenig berührte Wiesenlandschaft des Gran Chaeo (Tschako, 
d. h. großes Jagdgebiet) aus. Die Steppenwässer sammeln sich im 
Parana (= großes Wasser), der vom Brasilischen Berglande kommt 
und r. den Paraguay (Papageienfluß) aufnimmt. Vereint mit 
dem Uruguay (Wasser des bunten Vogels), bildet er das weite 
Mündungsbecken des Rio de la Plata (= Silberstrom), mit 
welchem Namen man oft den ganzen Paranalauf bezeichnet. — Die 
Pampas sind der Weideplatz ungeheurer Herden von verwilderten 
Pferden und Rindern, welche von halbwilden Hirten, den brauueu 
Gauchos (gäutschos, meistens Mestizen), gehütet werden. Von der 
Mündung des Rio de la Plata westwärts bis zu den Anden zieht 
sich ein breites, anbaufähiges Gebiet hin, in welchem die 
Kultur immer weitere Erobernugeu macht. Hier finden sich Estannas 
sViehwerfteu), Ackerfelder nnd Baumwollanpflanznngeu. Mehrere 
Eisenbahnen durchqueren das Gebiet. — In den s. Pampas 
nnd Patagonischen Steppen jagen wilde Indianer zu Pferde 
das Guauaeo (ein autilopeuartiges Wild) und den amerikanischen 
Strauß. 
2. Staaten. Das ganze Gebiet umfaßt die Republiken Bra¬ 
silien, Argentinien, Paraguay und Uruguay, das Kolouialland 
Guayana nnd den ö. Teil von Venezuela. 
a) Die Bundesrepublik Brasilien. 
(8 360 000 qkm, 14,9 Mill, E., 1,8 auf 1 qkm.) 
Brasilien (so nach einem Farbholz genannt) nimmt fast die 
Hälfte Südamerikas ein, ist 16 mal so groß als das Deutsche Reich, 
etwas kleiner als die Union, aber viel weniger bevölkert als diese. Es 
umfaßt die Ebenen des Amazonas nnd das Brasilische Bergland. 
S/3 seines Bodengebiets harren noch der genaueren Erforschung. — Bra- 
silien ist eine Bundesrepublik,*) welche aus 20 Eiuzelrepublikeu und 
einem Bnndesdistrikt besteht. — Fast nur die Küstenländer sind seßhaft 
bewohnt und zwar vorwiegend von Negern und Mulatten; nur 
l/z der Bevölkerung besteht aus Weißeu. Die herrschende Sprache 
ist das Portugiesische, die Religion das katholische Bekenntnis. 
Im Innern noch 600 000 wilde Indianer. — Brasilien ist ein von 
der Natur sehr reich begabtes Land, dessen Schätze aber nur zum 
*) Bis 1889 ein Kaiserreich. Kaiser Dom Pedro II. wurde vertrieben 
und das Reichsgebiet zu den „Vereinigten Staaten von Brasilien" umgestaltet. 
Die früheren Provinzen bilden Einzelstaaten. Das Land ist bei den vielen 
Unruhen und Wirren noch nicht zu ruhiger Entivickelung gekommen.
	        
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