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a) Südschottland wird in seiner s. Hälfte von dem südschottischen
Berglande durchlagert, welches im ö. Teil Cheviot- (tschewjöt-) Gebirge
heißt und hier mit dem penninischen Gebirge zusammenhängt. Der
Cheviotgipfel (820 m) erreicht noch nicht die Höhe des Taunus. Seit
Jahrhunderten verläuft die Grenze zwischen Schottland und England
auf dem Kamm des Gebirges. Das Bergtand ist einförmig, wenig
fruchtbar, in der Regel bäum- und strauchlos, mit Bergkräutern, Gras
uud Heidekraut bedeckt. Während der Boden hier allenfalls gute Schaf-
weiden aufweist, wird er uach den Meeren zu fruchtbarer. Im Erd-
iuneru birgt das Bergland indes große Steinkohlenlager, Eisen, Blei
und Reißblei. Den n. Teil Südschottlands nimmt das fruchtbare,
durchweg gut angebaute schottische Niederland ein. Hier entwickeln
sich auch die größten, dein s. Berglande entströmenden Flüsse. Der
bedeutendste derselben ist die Clyde (kleid'), welche in den gleichnamigen
Meerbuseu mündet.
b) Mittelschottland bildet den Kern der schottischen Gebirgs-
landschaften. Die Ketten des Grampian- (grämpjän-) Gebirges steigen
steil an der Westküste empor, werden gen NO. allmählich niedriger und
erreichen anch in einzelnen Punkten die Ostküste, die im übrigen von
einem schmalen Tieslands-Streifen umsäumt wird. Obwohl das Gebirge
nur die Höhe der deutschen Mittelgebirge erreicht, macht es doch deu
Eindruck einer großartigen, erhabenen Gebirgslandschaft. Seine felsigen
Talspaltungen gehen fast zur Meereshöhe hinab, so daß bei der be-
deutenden relativen Höhe der Gebirgsformen die steilen Gebirgsmaueru,
malerischen Zacken, die den größten Teil des Jahres hindurch mit
Schnee bedeckten Bergspitzen nnd weiten Hochflächen anf den Beschauer
den Eindruck macheu, als befände er sich in einer Hochgebirgslandschaft.
Die zahlreichen Gebirgsseen („Lochs" genannt) uud wilden Bergströme
erhöhen noch den eigenartigen Eindruck. Der bedeutendste der mittel¬
schottischen Flüsse ist der Tay (te), der höchste Berg der gegeu das
Südende des kaledonischen Kanals gelegene Ben Nevis lniwis), mit
1340 ni Höhe der höchste Gipfel des ganzen Jnselreichs. — Der felsige
Boden Mittelschottlands ist überwiegend unfruchtbar, das Klima rauh,
die feuchte Luft oft nebelig. In Tälern uud auf Höhen ziehen sich
oft weite Moorflächen hin. Nur im ö. Flachlande und in manchen
Flußtäleru finden sich fruchtbare Strecken.
c) Nordschottland wird vom kaledonischeu Gebirge erfüllt,
welches im W. ebenfalls zerklüftete Steilufer bildet und sich gegen NO.
verflacht. Nnr wenige Gipsel des Berglandes ragen über 1000 in
empor. Die Täler siud auch weniger tief eingeschartet, die weiten
Hochflächen noch rauher und unwirtbarer als in Mittelschottland. Das
Landinnere ist daher auch fast unbewohnt. Die Natur Nordschottlands
wird gekennzeichnet durch anhaltende kalte Nebel, viele Stürme, lange,
naßkalte Winter, kahle Felsen, weite Moor- und Heideflächen, imbe-
deutende Birkeu- und Fichtenbestände, wenig Ackerfelder und ziemlich
gute Viehweiden.
d) Die Inseln (V? der Bodenfläche Schottlands) sind los-
getrennte Stücke des schottischen Hochlandes. Im W. lagern die