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immer in Avignon aufhielt; hatte ihm aber doch ver¬
sprechen muffen, nicht ohne dessen besondere Genehmi¬
gung nach Rom zu kommen und nicht langer dort zu
verteilen als einen einzigen Tag. Besser hätte er ge¬
than, er wäre ganz zu Haufe geblieben, denn er war
ja schon durch seine Wahl Kaiser geworden. Er erschien
zn Rom mit einem ganz kleinen Gefolge, ließ sich so
schnell als möglich von den Bevollmächtigten des Pabstes
krönen, und eilte noch denselben Tag wieder aus der
Stadt zurück. Die Römer, die ganz begeistert von sei¬
ner Ankunft waren, und ihm sogar die Regierung über
ihren Staat angetragen hatten, wußten nicht, was sie
von einer so schnellen Entfernung denken sollten, denn
von Karls Vertrag mit dem Pabste wußten sie nichts,
und die Steinigung des Kaisers Ludwig von Baiern
schienen sie schon vergessen zu haben. Haß und Verach¬
tung traten an die Stelle ihres Entzückens, als sie
hörten, was Karl versprochen, und die Städte in
Ober-Italien, die ihn doch auf seiner Herreise ganz
freundlich aufgenommen hatten, verschlossen ihm jetzt
ihre Thore. Die einzige Stadt Cremona öffnete sie ihm,
nachdem sie ihn zwei Stunden lang vor ihren Mauern
hatte warten lassen. Zu Pisa wäre er beinahe aufge¬
knüpft, oder doch wenigstens todtgeschlageu worden. Nie
wurde ein teutscher Kaiser schimpflicher von den italieni¬
schen Städten behandelt, nie hatte einer Schimpf und
Spott gelassener ertragen. Er kam mit vollen Taschen
zurück; dieß lästerte ihm.
Rach seiner Zurückkunft aus Italien, vergrößerte
Karl seine Hauptstadt Prag und legte eine Universität
darin an, die in der Folge die ansehnlichste und besuch¬
teste in ganz Teutschland wurde. Um ganz Böhmen
machte er sich als Landesvater verdient; er sorgte für
die Sicherheit des Landes, für die Aufnahme des Han-