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N. der Rhein die natürliche Grenze. Die beiden größten Alpenseen?
der Genferfee und der Bodensee, lagern auf der SW.- nnd NO.-Grenze.
Doch reichen allerseits einzelne Gebietsteile der Schweiz über diese
natürlichen Grenzen hinaus. So erhält sie eine verhältnismäßig recht
lange nnd vielgebuchtete Grenzlinie.
Unter den Grenzen der Schweiz weist die südliche den eigentümlichsten
Verlauf auf. Jeder Staat strebt darnach, durch seine Grenzziehungen möglichst
viele geographische Borteile zu umfassen. Die schweizerische Grenze zeigt im
S. drei mächtige Ausbuchtungen; mit allen dreien umfaßt sie wichtige wirt-
schaftliche Gebiete bis zur Wasserscheide: im W. das obere Rhone, in der
Mitte das Tessin- und im O. das obere Jnntal. Andererseits dringt auch
italienisches Gebiet an drei Stellen weit nach N. vor, mit denen das Tal der
Toce, der in den Comer See fließenden Maira und der oberen Adda umfaßt
werden. An einer Anzahl von wichtigen Pässen und Alpengipfeln partizipieren
beide Nachbarstaaten (Gr. St. Bernhard, Matterhorn und Mte. Rosa, Simplon,
Splügen, Stilfser Joch u. a.).
Tie Schweiz zerfällt in drei natürliche Landschaftsgebiete, in das
Schweizer Alpenland, die Schweizer Hochebene nnd in den Schweizer Jura.
Das Schweizer Alpenland nmfaßt etwa 1 7 des ganzen Alpen¬
systems. Es wird durch die Längstäler der Rhone und des Rheins
in ein s. und ein n. geschieden. Ersteres erfüllt den S.. der Schweiz
und gehört größtenteils zum innern Gneisalpenzug der Westalpen.
Die einzelnen Untergruppen desselben sind die Walliser Alpen, der
Gebirgsstock des St. Gotthard, die Tessiner Alpen, die
A d u l a g r u p P e und die G r a n b ü n d n e r Alpen, die bereits den
Ostalpen zugezählt werden.
Die Walliser Alpen übertreffen an Kammhöhe (3 200 in)
alle andern Alpen des Schweizerlandes und weisen auch die höchsten
Erhebungen desselben anf. Der höchste Berg ist der Monte Rosa
mit 4 640 ni Seehöhe, ein steilansteigender, vielzackiger Gipfel mit
zahlreichen Gletschern. Ein anderer Hochgipfel ist das Matt er Horn.
Am Ostende der Walliser Alpen liegt der SimPlön paß, über den
die bereits früher erwähnte Kunststraße Napoleons I. führt, die sich
in einer Breite von über 8 m von Brieg an der Rhone bis zu
dem 65 km entfernten italienischen Ort Domo d'Ossola hinzieht nnd
stellenweise dnrch den härtesten Granit gesvrengt ist. Am Westende
des Walliser Alpenzuges liegt der große St. Bernhard. Über
den Paß desselben führt eine wichtige Straße von Wallis nach Piemont.
Auf der Höhe des Übergangs in einem Hohlwege liegt (2 470 in hoch)
ein Bernhardinerkloster, das höchste, dauernd von einer größeren
Menschenzahl bewohnte Haus Europas.*) Die Berhardiner-
mönche beherbergen Reisende und suchen Verunglückte zu retten, wobei
ihnen abgerichtete Berghunde gute Dienste leisten.
Der St. Gotthard ist ein gewaltiger Gebirgsstock mit zahl-
reichen Gipfeln und Gletschern, der als Gebirgsknoten nach allen
Richtungen, uameutlich aber nach N. uud S., Alpenzüge ausstrahlt.
Zugleich ist er mit seiner Nachbarschaft ein wichtiges Qnellgebiet der
*) Noch höher liegt die meteorologische Station unter dem Gipfel des
Montblanc (4365 m).