126 Die Deutschen in Ksien.
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Rühmlicher Anteil der deutschen Wissenschaft an der Erforschung Asiens. Wie
Deutsche an der Übermittelung europäischer Kultur nach dem größten Kontinent hervor-
ragend beteiligt sind, so haben sie auch unsere Kenntnisse derselben durch ergebnisreiche
Forschungsreisen vermehrt. Wohl alle Teile Asiens sind auch durch deutsche Gelehrte
(Alexander v. Humboldt, Schlagintweit, v. Siebold, Philippson u. a.) besucht und im
einzelnen entschleiert worden. Namentlich gründet sich unsere Kenntnis von China auf
die bahnbrechenden Untersuchungen des Freiherrn Ferdinand v. Richthofen.
Räumliche Verteilung der deutschen Interessen und Siedelungen, Die asiatische
Türkei ist durch Bodenart und Klima sowie durch die wirtschaftliche Rückständigkeit der
Bewohner für deutsche Bauernansiedelung besonders geeignet. Zeit langem haben daher
deutsche Kolonialpolitiker auf diese einst stark bevölkerten und blühenden Landstriche als
günstiges Feld für deutsche Kraftbetätigung hingewiesen. Freundliche Beziehungen der
Reichsregierung zur Pforte haben diese Pläne im letzten Jahrzehnt wesentlich gefördert.
In Kleinasien finden die Hauptinteressen des Deutschtums ihren Mittelpunkt in
den großartigen Bahnbauten, die, aus deutschem Material und zum großen Teil mit
deutschem Geld gebaut und von deutschen Beamten und Ingenieuren geleitet, ganz
deutsches Gepräge tragen. Durch sie ist die Ansiedelung von deutschen Landwirten,
Winzern und Kaufleuten wesentlich gefördert worden. Der deutsche Handel hat in
Smqrna (150 Reichsdeutsche) seinen Mittelpunkt. In Syrien bildet Beirut, der wichtigste
Hafen, die Eingangspforte für regen deutschen Verkehr (Deutsche Levante-Linie). palä-
stina birgt bei Haifa am Fuß des Berges Karmel, bei Jaffa und Jerusalem die sogen.
Templerkolonien,- diese aus dem württembergischen Pietismus erwachsene religiöse
Sondergemeinschaft hat sich hier 1868 aus kirchlichen Gründen heimisch gemacht. Etwa
2000 Bauern leben hier von Ackerbau, Viehzucht, Orangen-, Oliven- und vor allem
vom Weinbau.
In Transkaukasien Hausen in 11 Dörfern etwa 9000 Schwaben, deren vor-
fahren Anfang des 18. Jahrhunderts aus religiösen Gründen ausgewandert sind. Im
Mittelpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit steht gleichfalls der Weinbau. Außerdem
wohnen an 4600 Reichsdeutsche in den Städten (Tiflis, Baku) als Ingenieure und Be-
amte der Minen und petroleumwerke, auch als Gastwirte und Handwerker.
In Britisch-Indien haben sich zwar Deutsche um Kunst und Wissenschaften
(Museen, Archäologie) und auch um die Forstverwaltung sehr verdient gemacht, doch
weisen nur Bombay und namentlich Kalkutta größere deutsche Kolonien auf. Sehr
stark sind dagegen die deutschen Interessen auf der Insel Teylon. In den Gemüsefeldern,
Kaffee- und Teeplantagen und in den Fabriken Tolombos steckt reiches deutsches Kapital.
Im Königreich Siam betätigt sich das deutsche Element noch wirksamer: das
Verkehrswesen ist ganz nach deutschem Muster eingerichtet, die Eisenbahnen tragen ganz
deutsches Gepräge, und großartige Kanalbauten für die Berieselung der Reisfelder sind
unter Leitung und Mitarbeit von Deutschen eingerichtet. Der Handel in Bangkok und
die ostasiatische Küstenschiffahrt liegt vornehmlich in deutschen Händen. Daher nehmen
hier die Deutschen fast durchweg höchst angesehene Stellungen (sogar im hofdienst des
Kaisers) ein.
In Niederländisch-Indien ist der deutsche Plantagenbesitz von Bedeutung. An
den Tabak- und Kaffeepflanzungen im 0 von Sumatra ist deutsche Arbeit und deutsches