Full text: Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde (Teil 7)

A. Physische Erdkunde: 4. Die Wasserhülle der Erde. 
Die Temperatur des Meerwassers schwankt an der Oberfläche je nach der 
Breite und Jahreszeit zwischen + 32° und — 3° C. Der tägliche Einfluß der 
Sonnenstrahlung ist bis in eine Tiefe von 180 m noch bemerkbar. Mit der Tiefe 
nimmt die Temperatur überall zuerst rasch, dann langsam ab und erreicht am 
Boden der Ozeane einen Betrag von -j- 2° bis — 2° C. Solche niedere Boden¬ 
temperaturen haben auch tropische Meere, deren Oberflächentemperatur nie unter 
+ 20° C sinkt. 
Diese Erscheinung erklärt sich aus einer langsamen Bewegung kalten Polar- 
wassers nach dem Äquator zu. Das kalte Wasser mutz in der Hauptsache aus dem 
Antarktischen Meere stammen, da dieses mit allen großen Ozeanen in offener Ver- 
bindung steht, während das Nördliche Eismeer durch Bodenschwellen, die das schwere 
Polarwasser nicht zu übersteigen vermag, von den Weltmeeren getrennt wird. 
Anderseits ist die Durchschnittswärme der Binnenmeere in niedrigen Breiten 
meist höher als die der offenen, weil Bodenschwellen das Eindringen des kalten 
Tiefenwassers verhindern. An den tiefsten Stellen des Mittelmeeres beträgt die 
Temperatur noch + 13°, im Roten Meere bei 1500 m Tiefe sogar + 22°. Die 
wärmsten Tropenmeere haben an der Oberfläche im Mittel 30°, die Nordsee 
im August + 15°. 
Plankton (vom griechischen pläzein = umherirren machen) heißt alles, was § 29. 
von winzigen, meist einzelligen, niedrig organisierten Pflanzen in den oberen Schich- 
ten willenlos als ein Spiel der Wellen und des Windes umhertreibt. Seinen von 
den Strömungen durch alle Meere getriebenen Massen folgen als ihrem Nahrungs- 
spender die Scharen der kleinen Fische (Sardinen, Heringe u. a.). 
Die sogenannten Sargassowiesen des nördlichen Atlantischen Ozeans sind 
Tangmassen, die durch Stürme von den Küsten der Antillen losgerissen sind und 
monatelang umhertreiben, bis sie absterben und versinken. 
Das Meeresleuchten bei Nacht wird hervorgebracht durch zahllose kleine 
Meertiere, vornehmlich aus den Klassen der Aufgußtierchen, Krebse und Quallen, 
die ähnlich unseren Johanniswürmchen Licht zu entwickeln imstande sind. Das 
Rote Meer hat seinen Namen davon, daß es oft auf weite Strecken hin durch blutrote 
Aufgußtierchen gefärbt erscheint 
III. Bewegungen des Meerwassers. ^,Das Meer hat dreierlei Arten von § 30. 
Bewegungen: 1. Wellen, 2. Gezeiten, 3. Strömungen. 
1. Die Wellen werden hervorgerufen durch den Druck des Windes auf den 
Wasserspiegel. Sie bestehen aus Wellenbergen und Wellentälern. In einer 
Welle beschreiben die Wasserteilchen kreisförmige oder elliptische, vertikal gestellte 
Bahnen (Fig. 46). Darum bleiben Gegenstände, die im Meere schwimmen, an 
derselben Stelle, soweit sie nicht von Strömung, Wind und Flutwelle fortgetrieben 
werden. Nach dem Trägheitsgesetze dauert die Wellenbewegung auch nach dem 
Aufhören des Windes fort. Sie heißt dann Dünung. Je nach der Stärke des 
Windes, der Tiefe und Größe des Meeres sind die Wellen von verschiedener Höhe, 
die äußerst selten 7—8 m überschreitet, in der Passatzone meist nur 4 m erreicht. 
Die höchsten (an 15 m) wurden als seltene Ausnahme in der Nähe des Kap Hoorn 
gemessen. Die Wellenlänge, d. h. der Abstand von Kamm zu Kamm, beträgt das 
Fünf- bis Dreißigfache der Höhe. In hohen südlichen Breiten wurden oft Wellen- 
längen von 250 m, zuweilen sogar von 400 m beobachtet. 
2. Die Gezeiten, Tiden, oder Ebbe und Flut werden bewirkt durch die an- 
ziehende Kraft des Mondes und in viel schwächerem Grade auch durch die der vierhun- 
dertmal weiter entfernten Sonne auf die Erde. Tag für Tag ziehen flache Meeres- 
anschwellungen entgegengesetzt der Achsendrehung unseres Planeten um den ganzen
	        
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