Full text: Länderkunde Europas (Teil 2)

B. Das Nordwesteuropäische Schollenland, — 
1. Frankreich. 
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Y. Wirtschaftsleben. Fast die Hälfte der Bevölkerung beschäftigt sich § 145. 
mit Landwirtschaft und Weinbau und ist dadurch wohlhabend geworden^^^«" 
Auf Getreideäcker, Flachs- und Rübenfelder entfallen 60 % der Bodenfläche. 
Die wichtigsten Erzeugnisse des N bilden Weizen, Zuckerrüben nud Obst. 
Frankreich ist das erste Weinland der Erde. Die Hauptgebiete für 
Weinbau jmb Edelobst liegen an der Garonne (Bordeauxwein), dem Rhone 
und der Saöne (Burgunder) sowie in der Champagne (Schaumwemherstelluu^). 
Viel Landwein wird auch au der untern Loire und im südlichen Seine- 
decken erzeugt. Den Wert der Weinernte schätzt man auf 500 Mill. Mark 
in geringen Jahren, auf 1000 Mill. in besonders guten. Im 8 gedeihen mittels 
MerischL^NntzpflMen: der Ölbaum, die Korkeiche, der Maulbeerbaum. An 
Waldbesitz, (fast 18 °/0) steht Frankreich nnserm Vaterlande ziemlich weit nach. 
Zu den waldreichsten Gegenden zählt das Garonnebecken, besonders das Ge- 
biet der Landes (mit 56% Wald). — Weite Verbreitung hat die Zucht von^^^v^ 
'Fed^r-v^ech nnd in den Bergländern die von Maultieren, Eseln und Ziegen 
gefunden. Die bedeutende französische ^Seefischerei erstreckt sich auf Sar- 
diueu (West- und Südküste), Thunfische (Mittelmeer), Heringe und Schell¬ 
fische (Nordsee) und Austern (Westküste). Sehr bedeutend ist der Austern- 
sang und die Austernkultur; sie wird in etwa 30000 Parks und besonders 
in der iu die Landes einschneidenden Bucht von Arcachon betrieben. Die 
Fischerei beteiligt sich auch in bedeutendem Maße an der Ausbeute der Fisch- 
gründe bei Island und Neufundland. Die meisten Fischer stellt die Bretagne. 
Die Fischzucht in Teichen lohnt namentlich in der Sologne (südlich von 
Orleans), und in den Dombes. 
Mit^Bodenschätzen ist Frankreich ziemlich dürftig ausgestattet. Nur 
die Kohlen-, Eisen- und Salzgewinnung hat größere Bedeutung, wird 
aber von Deutschland erheblich übertrofien. Wertvolle Steine liefern die 
Ardennen (Marmor und Schiefer), die Pyrenäen (Marmor), das Pariser 
Becken (Kalk- und Sandsteinej^der Nordwestrand des Zentralplateaus (Por- 
zellauerde). Vielseitig ist die'Industrie, die in der Herstellung von Seiden- 
und Luxuswaren Hervorragendes leistet, bedeutend auch der Handel. Aber 
dessen Entwicklung erfolgt langsamer als bei anderen Kulturvölkern, die 
schneller an Volkszahl zunehmen. Der französische Welthandel macht nur etwa 
f des deutschen aus1. (Handelsflotte vgl. § 410.) Frankreich hat für den 
Handel des Deutschen Reiches große Bedeutung (1910 Ausfuhr nach 
Deutschland für rund 510 Mill. Mark, Einfuhr von dort für 545 Mill. Mark). 
Es liefert hauptsächlich Wolle, Seide, Häute und Wein und bezieht aus Deutsch- 
land Koks, Steinkohlen, Pelzwerk und Maschinen. Dem Handel Frankreichs 
dient eine Flotte, die unmittelbar hinter derjenigen Norwegens2 und unter den 
Handelsflotten der Welt an sünster Stelle steht. Die Verbindung mit Amerika 
1 Während bei den Industriestaaten England, Deutschland und der Schweiz die Ein- 
fuhr und bei den Agrarstaaten im 0 Europas die Ausfuhr überwiegt, sind bei Frankreich 
die Werte beider fast gleich. (S3gl. § 253, Fußnote.) 
2 Die norwegische Flotte übertrifft die französische an Tonnengehalt, leistet aber wegen 
ihrer zahlreichen kleinen Küstenfahrzeuge weniger als die französische.
	        
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