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Länderkunde. — Europa.
Seeverkehr unbrauchbaren Schlei. Flensburg (60) ist nach Stettin der zweite
Reedereiplatz der deutschen Ostsee und ein ansehnlicher Jrtdustrieort. Gegenüber
Düppel, dessen Name die Erinnerung an deutsche Heldentaten weckt, erhebt sich im
Meere Alsen, eine Insel, die mit Fehmarn an Fruchtbarkeit wetteifert. Die
wichtigste Bahnkreuzung ist Neumünster (35). In einer besonders lieblichen
Seenlandschaft der „HolsteinischenSchweiz" liegt Plön (Bild 174). Altona (175),
wie Wandsbek (35) mit Hamburg zu einer Siedlung zusammengewachsen, blüht
durch Haudel und Industrie. Die beiden Städte gehören gleich den Marschen und
Inseln der Westseite uud dem stark befestigten Helgoland wirtschaftlich zum
Nordseegebiet.
5. Die Großherzogtümer Mecklenburg nehmen den vorwiegend fruchtbaren
Boden der Mecklenburgischen Seenplatte ein.
a) Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz weist fast ausschließlich Domänen
und Großgrundbesitz aus, daher beträgt die Volksdichte uur 36 E. auf 1 qkm.
Die Hauptstadt ist Neustrelitz (12).
b) Im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin liegt die Hauptstadt Schwerin
(45) am gleichnamigen See. Den Mittelpunkt des Verkehrs-, Wirtschafts- und
Geisteslebens bildet Rostock (70), dessen Reederei mit Kiel um die dritte Stelle
unter den Ostseestädten ringt. Sein Seehafen Warnemünde (Buntbild S. 368)
vermittelt über Gjedser die schnellste Verbindung (Trajektdampfer) von Berlin nach
Kopenhagen (10 Stunden).
6. Die Freie und Hansestadt Lübeck (100) liegt an der für mittlere Schiffe
fahrbar gemachten Trave im Hintergruude der am tiefsten nach SW einschneidenden
Bncht. Sie war der am günstigsten gelegene Ostseehafen, ehe Kanüle den Elbverkehr
zum Teil der Oder zuwandten, und ehe das durch Preußen geförderte Kiel mit ihr in
Wettbewerb trat. Ihr Anteil am Elbhandel hat durch den Bau des Elbe—Trave-
Kanals, der die Stecknitz-Senke benutzt uud den großen Elbschiffen die Fahrt bis
Lübeck ermöglicht, wieder eine Steigerung erfahren*. Der Seeverkehr Lübecks
(skaudiuavisches Holz, Getreide, Kolonialwaren) ist auf die Ostsee beschränkt. Das
Aussehen der Stadt, die im Mittelalter Haupt der Hanse und lange Zeit die wich-
tigste deutsche Handelsstadt war, mahnt mehr als das der Nordseehäfen an eine glän-
zende Vergangenheit. Größere Seeschiffe landen in dem Vorhafen Travemünde.
7. Das oldenburgische Fürstentum Lübeck ^Eutin) liegt nördlich von Lübeck
in der „Holsteinischen Schweiz" (Bild 177).
3. Die Tieflandsmulde.
§ 228. I. Oberflächenbau und Gewässer. Im N grenzt die von 0 nach W
geneigte, zur Elbe und Oder entwässernde Tieflandsmulde an die Heidesand-
strecken der Seenplatten. Im 0 laufen mehrere Urstromtäler nebeneinander
her. Sie wurden durch die gewaltigen Mengen der Schmelzwasser, die den
zurückweichenden Gletschern entströmten, breit und tief ausgefurcht und mit
Sandablagerungen (Talsande) erfüllt. Die mächtigen Fluten der Schmelz-
wasser folgten im allgemeinen dem Rande des Inlandeises nach W. Als
i Der Elbe—Trave-Kanal ist 67 km lang, 2z m tief und kann von Schiffen bis zu
1000 t Tragkraft befahren werden.