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Länderkunde. — Europa.
Anteil an der industriellen Entwicklung der südlichen Nachbarschaft nehmen. Der
Eisenbahnknotenpunkt Hamm (45) liegt schon im Jndustrierevier.
Fast ohne Unterbrechung wechseln längs des Rheins und der Ruhr Städte üud
Dörfer ab, die Bergbau, Kokerei und chemische Industrie, Eisen- und Flußstahl-
sabrikatiou betreiben. Die bedeutendsten Orte des westfälischen Anteils sind:
Dortmund (225), ein Mittelpunkt des Kohlenbergbaus und der Bierbrauerei,
Bochum (140) und Gelsenkirchen (175). Dortmund bildet den Ausgangspunkt
des für die Verbindung des Ruhrkohlengebietes mit der deutschen Nordsee wichtigen
Dortmund —Ems-Kanals, au dessen Weiterführuug zum Rhein zurzeit noch ge-
arbeitet wird. Die südliche Strecke dieses Kanals bildet einen Teil des Rhein—
Weser-Kanals. (Über Rhein—Weser- und Mittelland-Kanal s. § 254, a.)
4. Das Harzvorland und die Leipziger Bucht.
§ 241. I. Einzellandschaften. 1. Das Vorland des Harzes. Es reicht im
N bis zur Niederung der Aller und der zur Elbe ziehenden Ohre. Als
ein welliges Hügelland senkt es sich allmählich zn einer fruchtbaren, mit
Löß bedeckten Ebene, in der sich jedoch noch einige Höhenrücken bemerkbar
machen. Das Gebiet wird von der Leine mit der Innerste, der Aller mit
der Oker und von der Bode entwässert.
Das Vorland des Harzes ist das erste Anbaugebiet für Zuckerrüben
in Deutschland; auch Weizen und Gemüse (Spargel in der Brannschweiger
Gegend) werden hier viel gezogen. Der Bergbau liefert Braunkohlen in
der ganzen Zone von Zeitz über Halle bis nach Magdeburg; Kochsalz wird
bergmännisch und in Salinen gewonnen. Von ganz besonderer Wichtigkeit
sind die bis in die Gegend von Hannover verbreiteten, mit dem Steinsalz
zusammen vorkommenden Kalisalzlager (vgl. § 210,b und w.u.). Sie er-
möglichen es der Landwirtschaft, den Boden in stärkstem Maße auszunutzen,
ohne deffen Leistungsfähigkeit auf die Dauer zu erschöpfen; sie haben ferner die
chemische Industrie zur Blüte gebracht. Auf den Zuckerrübenbau gründet
sich eine großartige Zuckerindustrie. Manche früher rein ländliche Gegenden
haben durch ihre zahlreichen Zuckerfabriken ein ganz industrielles Gepräge er-
halten. Handel und Industrie werden gefördert durch die Lage des Harzvor-
laudes im Zuge des mitteldeutschen Gebirgsrandes, der hier und in der Nähe
von verschiedenen südnördlich gerichteten Straßen (Weser-, Saale-, Leine-, Elb-
tal) geschnitten wird.
§ 242. 2. Die Sächsische Tieflandsbucht. Das Harzvorland geht im 0 in die
Sächsische Tieflandsbucht über. Diese reicht im NO bis zum Fläming,
im 8 bis zum Nordrande des Sächsischen Berglandes und bis zur Thüriugi-
scheu Hochfläche. Von allen Seiten strömen bedeutende Flüsse herein, die sich
sämtlich in die Elbe ergießen: die Saale mit der Elster (Pleiße), die Mulde,
die Schwarze Elster.
Der mit eiszeitlichem Geschiebelehm bedeckte Bodeu der Sächsischen Tief-
landsbncht ist von ausgezeichneter Fruchtbarkeit und vortrefflich angebaut.