Full text: Länderkunde Europas (Teil 2)

A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 183 
Zara (40) und der Stadt Spälato (35) von geringer Handelsbedeutung. Auch 
Cättaro, der beste natürliche Hafen, die Seepforte für das kleine Königreich 
Montenegro, ist nur wenig entwickelt. Die Dalmatiner gelten als die besten 
Seeleute der österreichischen Flotte. 
4. Das österreichisch-ungarische Reichsland Bosnien und Herzegowina ^ ent- 
wickelt sich zusehends unter der trefflichen neuen Verwaltung, die das Land durch 
gute Straßen und Eisenbahnen erschlossen hat. Zu der von der serbisch-kroatischen 
Bevölkerung schon lange gepflegten Zucht von Pferden, Rindern und Schafen und zu 
den alten Hausindustrien (Teppiche, Stickereien, Waffen) traten Bergbau und mo- 
derner Gewerbebetrieb. Die Bahn (s. u.) vermittelt eine stattliche Ausfuhr von eiche- 
nem Faßholz, getrockneten Pflaumen und von Teppichen. Die aufblühende bosnische 
Hauptstadt Sarajevo (55), in fruchtbarer Talmulde an der Bosna, betreibt an- 
fehnliche Industrie, die Eisen- und Lederwaren sowie Teppiche herstellt. Sie hat 
Möstar (20) (d. i. Brückenstadt), die ganz orientalisch aussehende Hauptstadt der 
Herzegowina, bedeutend überflügelt. Über beide Städte führt die Eisenbahn von 
Brod an der Save durch das untere Narentatal nach Ragusa und der Bucht von 
Cättaro. 
5. Zum Königreich Ungarn gehört Kroatien-Slawonien, das nnr mit dem 
Gebiet bis zur Save-Niederung Karstland ist. Der andere Teil, den Bergländer, 
Hügellandschaften und Flußniederungen erfüllen, erstreckt sich zwischen Save und 
Drau („kroatisches Zwischenstromland"). (Vgl. § 117.) Zwei Fünftel des Bodens 
sind mit Wald bedeckt, dessen Eichenbestünde Eichelmast für große Schweineherden 
liefern; das übrige setzt sich teils aus großen Mooren und Sümpfen zusammen, 
teils — besonders im Zwischenstromlands — ans reichen Ackerbaugefilden. Im 
kroatischen Karstgebiet liegt die „kgl. ungarische Freistadt" Fiume (50), durch ihre 
Werften und ihren Handel eine Nebenbuhlerin von Trieft. Die Hauptstadt Agram 
(80) im Tiefland an der Save ist eine aufstrebende Industriestadt, der Mittelpunkt 
des Handels mit Landeserzeugnissen und Sitz einer Universität. \ 
~C. Sic Sud-t-nländer. Sudetenländer nennt man abgesehen von dem K.1 
österreichisch gebliebenen Teile Schlesiens, der 
dem nordöstlichen Außenrand der Gesamtlandschaft angehört, die beiden vier- 
eckigen Becken von Böhmen und Mähren. 
1. Böhmen, a) Das Land. Böhmen ist weder ein einfacher Gebirgs- 
kessel noch ein nach Art des Schwäbisch-Fränkischen Beckens gestaltetes 
Terrassenland, sondern eine von Bergen und Hügeln erfüllte Landschaft mit 
ausgewulsteten Rändern, die im W und S am höchsten liegt und sich vor- 
wiegend nach N abdacht (Dnrchschnittshöhe 450 m). Ihre Wasseradern 
sammeln sich in der Moldan-Elbe, deren südnördlich gerichteter Talrinne 
von links die Abflüsse des Böhmer Waldes und des Fichtelgebirges, von rechts 
die des Böhmisch-Mährischen Hügellandes und der Sudeten zustreben. Un- 
schwer lassen sich drei Flußpaare erkennen, die je aus einem westlichen und 
einem östlichen Wasserlaufe bestehen. 
Geologisch stellt der größte Teil Böhmens eine stark verwitterte und abgetragene 
Urgesteinsplatte aus Gneis, Granit und kristallinischem Schiefer dar („Böhmische 
1 D. i. Herzogsland.
	        
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