Full text: Länderkunde Europas (Teil 2)

A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 
3. Österreich-Ungarn. 185 
schätze vertreten; im NW, in dem von Eger und Biela dnrchflossenen Senknngs- 
felbej lagern Braunkohlen, zwischen Pilsen und Prag Steinkohlen und Eisenerze, 
bei Przibram Silber- und Bleierze; dazu kommen Porzellanerde (Egertal), 
Quarz (Böhmer Wald), Edel- und Halbedelsteine (besonders Granaten), 
Zinn, Schwefel, Graphit und zahlreiche Mineralquellen. Ein mit so hoher 
Fruchtbarkeit und so vielen Bodenschätzen ausgestattetes Land wie Böhmen, dem 
auch reichliche Wasserkräfte nicht fehlen, mußte eine ebenso blü^nde wie viel- 
seitige Industrie und einen lebhaften Handel entwickeln. Die Webindustrie 
(Leinen-, Woll- und Baumwollindustrie) nimmt den ersten Rang ein, sie blüht 
insbesondere in den Sudeten, im Vorland der Sudeten und im Erzgebirge; die 
eisenreichen Gebiete pflegen Eisenindustrie; im Böhmer Walde, am Südfuß 
des Jsergebirges und Lansitzer Berglandes ist die Glasfabrikation verbreitet. 
Landwirtschaftliche Erzeugnisse werten in Rübeuzuckerfabrikeu, Brauereien 
und Brennereien verarbeitet. Böhmen ist das gewerbtätigste Land 
Österreichs. Ein vielverzweigtes Eisenbahnnetz führt den Überschuß 
dessen, was heimischer Fleiß erzeugte, in die Ferne; vor allem kommt der Elb- 
straße für die Güterbewegung sowohl nach Deutschland wie nach überseeischen 
Absatzgebieten eine große Bedeutung zu. 
c) Bewohner und Siedlungen. Dem natürlichen Reichtum des Landes ent- 
spricht seine beträchtliche Volksdichte: aus 52000 qkm wohnen nahezu 7 Mill. Men¬ 
schen, also 130 auf 1 qkm. Fast zwei Drittel der Bewohner sind Tschechen, die den 
am weitesten nach W vorgedrungenen slawischen Stamm bilden, etwas mehr als 
ein Drittel sind Deutsche. Diese bewohnen in geschlossener Masse die Randzonen 
Böhmens mit Ausuahme des mährischen Ostrandes; jene nehmen das Innere ein. 
Beide Stämme sühren einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft im Lande. 
Die größeren Siedlungen erwuchsen überwiegend im industriereicheu N, so auch 
Prag (550 mit Vororten, sonst 225), das Herz Böhmens. Es liegt an der wich- 
tigen Kreuzung der Straßen von der Elbe zur Donau, von Franken nach Schlesien, 
und an der Stelle des Moldau-Elblaufes, der die Talwege der wichtigsten Flüsse 
Böhmens zustreben. Die Stadt „der Kirchen und Paläste" bildet den Mittelpunkt 
des böhmischen Staats-, Geschäfts- uud Geisteslebens und besitzt je eine deutsche und 
tschechische Universität und Technische Hochschule. In der Umgebung liegen ausge- 
dehnte Jndnstrieorte. Eger (30) beherrscht durch seine Lage die Straßen zu beiden 
Seiten des Fichtelgebirges nach Sachsen und Bayern. Unweit dieser Stadt liegen die 
weltbekannten Bäder Karlsbad (auch mit Porzellanfabriken), Marienbad und 
Franzensbad. Heiße Quellen sprudeln ferner in Teplitz (30) (d. i. Warmstadt, wie 
^.iflis), der Badestadt zwischen dem Böhmischen Mittelgebirge und dem Erzgebirge. 
Bon den zahlreichen Schlachtorten vor den Sudetenstraßen ist Königgrätz am 
bekanntesten. Durch Leinwand- uud Wollweberei ist im sudetischeu NO Böhmens 
Reichenberg (40) zu einer sehr bedeutenden Industriestadt emporgewachsen. 
Pilsen (85), imKohlenbezirk der Beraun, verdankt seine Weltberühmtheit der Bier- 
brauerei; aber auch die Eisenindustrie und Glasfabrikation des Ortes ist bedeutend. 
Im gebirgigen, waldreichen 8 vermittelt Budweis (45), der Holzmarkt Böhmens, 
den Verkehr zur Douau und zum Salzkammergut. 
2. Mähren, a) Das Land. Während Böhmen, das nordwestliche Becken, 
sich nach N senkt, ist Mähren, das südöstliche Viereck, nach 8 geneigt. Den
	        
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