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Länderkunde. — Europa.
Sämtliche Wasserläufe der Ebene werden von der Donau gesammelt. Von
ihren wichtigsten Nebenflüssen ist die fischreiche Theiß vom Austritt aus dem
Gebirge an schiffbar, während Drau und Save die Schiffahrt bis weit in
die Alpen hinein ermöglichen. Donau und Theiß durchströmen breite
Schwemmlandebenen, die mit ihren Flußteiluugeu, Sümpfen und Altwassern,
ihren Rohr-, Busch- und Walddickichten rechte „Stromwildnisse" darstellen.
Durch umfassende Stromregulierungsarbeiten sind große Teile des Sumpf-
bodeus dem Anbau erschlossen worden, aber noch immer verursachen die Früh-
jahrshochwasser der Theiß häufig große Überschwemmungen.
b) Klima und Wirtschaftsleben. Obwohl die Randgebirge Schutz vor der
von ^ und 0 andringenden Kälte gewähren, ist das Klima doch durch schroffe
Gegensätze gekennzeichnet. Im Sommer herrscht in dem Becken oft eine
hochgradige Wärme, drei Monate hindurch über 20°, dagegen sind die Winter
für die Breitenlage des Landes recht kalt. Da die feuchten Winde sich an
den Randgebirgen abregnen, so ist das Innere arm an Niederschlägen, be-
sonders zur Zeit des Hochsommers. Immerhin reicht die Regenmenge hin,
' um den fruchtbaren Strecken erfolgreichen Bodenbau zu ermöglichen. Er
liefert große Erträge an Weizen, Mais^, Zuckerrüben und Hülsenfrüchten, an
Obst, Wein uud Tabak. Sehr reiche Ackerbaulaudschasteu sind infolge ihrer
größeren Bodenfeuchtigkeit die Bacska, das Laud zwischen der untern Theiß
und Donau, das Bänat östlich der Theiß und das Dreieck zwischen Bakony-
Wald, DonauMd Drau,., Gartenähnlichen Anbau weisen die beiden Donau-
inselnMf. Die nieöerschlagsärmsten Gebiete werden von baumlosen Gras-
steppen, Pußten (d. i. öde, einsam; Bild 109), auf deueu zahllose Herden
von meist kleinen, zähen und schnellen Pferden, langgehörnten Mastrindern
und Schafen weiden, sowie von ausgedehnten Heidekrautflächen, Flugfanddüneu,
flachen Seen und Wassertümpeln eingenommen. In den völlig sandigen Gebieten
sDebreezener und Kecskemeter Heide) kann der Boden vielfach nur durch Auf-
forstuug etwas ertragfähig gemacht werden. Die Viehzucht iu den Pußteu
geht zurück, seit der Ackerbau mehr und mehr von den Steppenflächen Besitz
ergreift. Für die Schweinezucht ist der buchen- und eichenreiche Bakony-Wald
ein wichtiges Gebiet. Siebenbürgen, vorzugsweise Waldland, baut in den
tieferen Tälern und niederen Lagen Obst und Wein, Mais und Weizen an.
Die Karpaten selbst werden von einem dichten Waldgürtel geschmückt.
Ackerbau uud Viehzucht sind von geringer Bedeutung, dagegen tritt neben die
Waldwirtschaft im Ungarischen Erzgebirge und in Siebenbürgen ein lohnender
Bergbau auf Eisenerze, Gold uud Silber, Kupfer uud Blei. In den Hügel-
ländern Siebenbürgens und in der Landschaft an der Südwestseite der Wald-
karpaten gewinnen die Salzlager größeren Umfang. Im Banater Gebirge
lagern Steinkohlen, im östlichen Ungarischen Erzgebirge und im Mittelgebirge
Braunkohlen. Die Industrie ist iu Ungarn erst in der Entwicklung begriffen,
dagegen stehen die vorwiegend landwirtschaftlichen Gewerbe, wie die Mühlen-
indnstrie und Spiritusbrennerei, bereits in Blüte.
1 Die Maisfelder werden gern mit einem Saum von Hanf oder Sonnenblumen um-
pflanzt und in Abständen mit Kürbissen und Melonen durchsetzt.