B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich.
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zeit; damals erhielten infolge von Brüchen die Gebirgsschollen verschiedene
Höhenlage und sank auch der Graben des Rhöne-Saöne-Tales ein.
Die Verteilung der Höhen entspricht dem geologischen Bau des Bodeus
nur teilweise. Die Rumpfgebirge haben auf weite Strecken den Charakter
von Hügellandschaften, während anderseits die Beckenränder an manchen
Stellen verhältnismäßig hoch emporragen. Das heutige Oberflächenbild läßt,
ähnlich wie bei Deutschland, drei große Bodenstufen erkennen, die von drei
Meeresseiten emporsteigen: Tiefland, Mittelgebirge und Hochgebirge.
Das Tiefland und damit der für Kultur geeignete Boden überwiegt.
Dieser Bodenaufbau öffnet Frankreich zum Meere hin; er bestimmt aber auch
das Klima, insbesoudere die Befeuchtung des Bodens durch Niederschläge.
III. Bewässerung und Klima. Abgesehen von Rußland hat kein Land
Europas ein so gut angeordnetes Fluß- und Kanalsystem wie Frankreich. Die
Richtung der Flüsse, die Lücken und Senken der Wasserscheiden begünstigten
die Anlage künstlicher Schiffahrtswege in hohem Grade; jedoch entspricht
das Ausmaß der Kanüle nicht mehr den neuzeitlichen Anforderungen. Der
Verkehr auf den Flüssen und Kanälen wird auch durch deren Versandung
und ungleichmäßigen Wasserstand stark beeinträchtigt. Die Mündungstrichter
der nördlichen und westlichen Flüsse haben dagegen eine bedeutende Flut-
höhe und sind für Seeschiffe befahrbar. (Vgl. Z 144.)
Auch klimatisch ist Frankreich vor allen europäischen Ländern begünstigt.
Seine Lage zwischen den Parallelkreisen von Cöln und Florenz, die lange
Meeresküste und endlich der Bodenanfban des Landes bedingen ein gleich-
mäßiges und mildes Klimas Die Niederschläge erfolgen nicht nur
in hinreichenden Mengen, sie sind auch, was für den Pflanzenwuchs wichtig
ist, günstig über das Jahr verteilt, indem die Hauptregen meist im Frühling
und Herbst fallen. — Ausgesprochenes Seeklima haben die Landschaften am
Kanal und die Bretagne; der 30 bildet eine mittelmeerische Klima-
Provinz. Günstiges Klima und Fruchtbarkeit des sorgfältig bewirtschafteten
Landes haben die Bodenkultur Frankreichs auf eine hohe Stnfe gehoben.
IV. Die Einzellandschaften.
a) Naturbeschaffenheit. Frankreich hat einen be- § 142.
trächtlichen Auteil au den Westalpen. Von dem
Gneiszuge liegt auf französischem Gebiete n. a. die Montblane-Grnppe
(4800 m). Ihr Reichtum an malerischen und schroffen Bergformen wie an
gewaltigen Eisfeldern macht sie zu dem einzigen internationalen Reisegebiet
der Französischen Alpen. Im allgemeinen aber stehen an landschaftlicher Schön-
heit die Französischen Alpen hinter den Alpen der Schweiz zurück. Die Berge
sind, besonders nach 3 hin, vielfach kahl, der Schmuck der Seen fehlt, und
an den Ufern entlang ziehen stellenweise große, einförmige Geröllfelder. Die
spärliche Bevölkerung des Gebirges lebt kümmerlich von Ackerbau und
1 Abgesehen von den Gebirgslagen durchweg über + 10°, an der Riviera über + 15°
Wärme im Jahresmittel.
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A. Die Hochgebirge.