Full text: Länderkunde der außereuropäischen Erdteile (Wiederholungskurs), Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart, Allgemeine (physische) Erdkunde (Teil 6)

Amerika. 27 
Klimatische Vorzüge. Abgesehen von den regenarmen Plateaus im W. und 
den ungesunden Gebieten an der Golfküste, herrschen fast durchweg in der Union 
günstige Wärme- und Niederschlagsverhältnisse, und da sich mit diesen, besonders 
in den Niedernngsgebieten, auch ein äußerst fruchtbarer Boden verbindet, so ent- 
wickelt das Land eine erstaunliche Produktionskrast. 
Charakter der Bevölkerung. Zu dem Reichtum der Natur gesellt sich 
auch eine Bevölkerung, ausgerüstet mit allen Fähigkeiten, diese Schätze zu 
heben und auszunutzen. Freilich zählen hierher nicht die Ureinwohner der Union, 
die Indianer Mill.), die ohnehin baldigem Aussterben entgegengehen, und 
ebensowenig die Neger (10 Mill.), die zumeist in den Baumwoll- und Zucker- 
Plantagen der Südstaaten als Arbeiter tätig sind. Dagegen haben die ein- 
gewanderten Germanen (vorherrschend Engländer und Deutsche) an Stelle der 
Waldwildnis und der Prärien in Wahrheit eine neue Welt geschaffen und damit 
die höchste Leistung in der Geschichte der Kolonisation vollbracht. 
Wirtschaftliche Stellung der Union. Schon heute geht die Union in Bezug 
auf Getreide-, Baumwollen- und Tabakbau allen Ländern der Erde voran. 
Getreide liesern hauptsächlich die Mississippistaaten; Baumwolle und Zuckerrohr 
erzeugen die Golfstaaten, Tabak Virginien, Ohio u. a., die Rinder- und Schweine¬ 
zucht wird wiederum am ausgedehntesten in den Mississippistaaten betrieben. 
Aber auch betreffs der Eisen-, Steinkohlen-, Gold-, Silber-, Kupfer- und 
Quecksilbererzeugung steht die Union an erster Stelle. Colorado hat die er- 
giebigsten Gold- und Silberadern, Kalifornien produziert außer Gold auch s/5 
alles Quecksilbers der Erde, am Oberen See finden sich ausgedehnte Kupfer- und 
Eisenminen. Die Alleghanies bergen ungeheure Steinkohlen- und Petroleumlager. 
Infolge des Reichtums an Steinkohlen und Eisen hat sich ferner unter 
dem Schutze hoher Zölle und mit Hilfe von Kapitalien, wie sie in Europa un- 
bekannt sind, auch die Industrie der Union in den letzten Jahren ganz erstaun- 
lich entwickelt und zwar gerade in den wichtigsten Artikeln des Weltmarktes, in 
Stahl, Eisen und Maschinen, zum Teil sogar in Luxuswaren, wie in Geweben 
u. dgl. Mit zu den hervorragendsten Industriezweigen zählen ferner, hervor- 
gerufen durch die riesige Getreideproduktion und den Reichtum an Vieh, die 
Mühlenindustrie und die Verwertung der Viehzuchtprodukte. Der Wettbewerb 
der Union in den genannten Erzeugnissen wie auch die stets wachsende 
Kapitalkraft der Amerikaner — ist doch die Union auch das Land der 
Milliardäre — macht sich daher schon auf dem ganzen Erdenrunde geltend und 
bedeutet besonders für Europa eine ernste Gefahr. Die Frage der „amerikanischen 
Gefahr", der „amerikanischen Invasion" ist denn auch seit den letzten Jahren 
in der. europäischen Handelswelt der Gegenstand lebhafter Erörterung. 
Überlegenheit ihrer Verkehrsmittel. Der vorherrschend aus das Praktische 
gerichtete Sinn der Einwohner erfaßte alsbald auch die großen Vorteile der 
modernen Verkehrsmittel, so daß die Union in Bezug auf Schienenstränge — es 
sei nur an die fünf Pacificbahnen erinnert —, Kanäle, Telegraphen- und Fern- 
sprechleitnngen bereits allen andern Staaten der Erde vorangeht. Auch seine 
Handelsflotte gehört zu den größten der Erde. 
Hiernach erklärt es sich, daß die Union auch schon im 
Welthandel mit England um den Vorrang streitet.
	        
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