Full text: Länderkunde der außereuropäischen Erdteile (Wiederholungskurs), Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart, Allgemeine (physische) Erdkunde (Teil 6)

Als Astyages das vernahm, maffnete er alle Meder und machte, 
als hätte ihn ein Gott geschlagen, zu ihrem Führer den Harpagus, ohne 
zu überlegen, was er diesem angetan hatte. Als nun die Heere zu¬ 
sammenstießen, kämpfte ein Teil der Meder wacker, ein Teil ging mit 
Harpagus zu den Persern über, die meisten aber flohen. So wurde 
der Meder Heer zerstreut; Astyages aber bewaffnete alle, die in der 
Stadt Ekbatana daheim geblieben waren, und rückte gegen die Perser 
aus. Doch auch er wurde besiegt und lebendig gefangen genommen. 
So nahm des Astyages Herrschaft ein Ende, und die Perser herrschten 
von der Zeit an über Asien. Dein Astyages aber tat Cyrus kein Leid 
und behielt ihn bei sich bis an dessen Tod. 
59. Nrölus unck SsLon. Von yeinrick rmiK. siou. 
Erzählungen aus der Geschichte. 2. Buch. 6. Auflage. Leipzig 1899. 8. 29. 
er letzte lydische König, ein Zeitgenosse des Cyrus, 
war Krösus, ein Mann von großer Macht und von 
ungeheurem Reichtum; denn in seinem Lande war 
der Fluß Paktolus, der reichen Goldsand mit sich 
führte, und diesen hatten er und seine Vorfahren 
^ in großen Massen gesammelt. Noch heute ist des 
-MMM Krösus Name sprichwörtlich zur Bezeichnung eines 
sehr reichen Mannes. Auf diesen Reichtum war Krösus nicht wenig 
stolz; er hielt sich für den glücklichsten Menschen aus Erden und hörte 
es gern, wenn andere ihn priesen wegen seines Glückes; es freute ihn, 
wenn fremde Männer in seine Hauptstadt Sardes kamen und die stolze 
Pracht seines Hofes, den Glanz seiner Hauptstadt bewunderten. Be¬ 
sonders lieb aber war es ihm, wenn Griechen ihn besuchten; denn er 
hielt viel auf die Griechen, die damals das gebildetste Volk waren und 
reich an weisen Männern. 
Einer der weisesten Männer Griechenlands, die damals lebten, war 
Solon aus Athen. Diesen hatte Krösus selbst zu sich eingeladen, denn 
er hatte viel von seiner Weisheit gehört, und wie er ankam, bewirtete 
er ihn freundlich in seiner königlichen Burg. Sodann, am dritten oder 
vierten Tage, befahl er seinen Dienern, den Solon in all seinen Schatz¬ 
kammern umherzuführen und ihm alle Herrlichkeiten zu zeigen. Und da 
er alles nach Gefallen besehen und zu dem König zurückkam, sprach 
dieser zu ihm also: „Mein Freund von Athen, man hat mir vieles 
erzählt von deiner Weisheit und von deinen großen Reisen, wie du, von 
Wißbegierde getrieben, umhergewandert seist, um die Welt zu sehen. 
Du hast in deinem Leben gar viele Menschen kennen gelernt; ich möchte 
darum dich fragen, wen du von allen Menschen, die du kennst, für den 
glücklichsten hältst." Also fragte Krösus, weil er glaubte, Solon würde
	        
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