58 Physische Erdkunde.
Die Eiszeit. Der früheren Ausdehnung der Gletscher in der der Gegen-
wart unmittelbar vorausgehenden D i l u v i a lzeit wurde bereits mehrfach gedächt.
Die alpinen Eisströme drangen nördlich und südlich der Alpen bis zur Grenze
der alpinen Seen vor, das nordische Inlandeis in Norddeutschland etwa bis über
den Fuß der Mitteldeutschen Gebirgsfchwelle, in Nordamerika bis zur Miffouri-
Ohiolinie. Mehrfach scheinen sich die Eisvorstöße wiederholt zu haben; sie
wurden wieder von sog. Jnterglazialzeiten unterbrochen. Die Ubereisung
der heutigen eisfreien Länder während der diluvialen Epoche trägt periodischen
Charakter. Ihre Ursache liegt vermutlich in kosmischen Vorgängen (Abnahme
der Sonnenwärme durch Sonnenflecken, Schwankungen der Erdachse, Präzession
des Frühlingspunktes, Verschiedenheiten in der örtlichen Temperatur des Welt¬
raums u. a. werden angeführt).
Die Wassernüsse (Hydrosphäre).
Der Kreislaus des Wassers. Aus den Meeren, Seen und Flüssen steigt
das Wasser ununterbrochen infolge der Verdunstung als Wafferdampf in die Höhe,
verdichtet sich und fällt dann als Niederschlag wieder zur Erde; ungefähr 1js
dieses Niederschlags geht durch Verdunstung sofort wieder verloren, 1j3 fließt an
der Oberfläche des Landes ab und 1j3 wird vom Boden aufgesogen. Der letztere
Teil, gewöhnlich Grundwasser genannt, tritt in den Quellen wieder aus
und fließt in Bächen, die sich zu Flüfsen, dann zu Strömen vereinigen,
bem Meere zu oder sammelt sich in Seen. Das Wasser beschreibt also einen
beständigen Kreislauf.
Die Quellen.
Entstehung der Quellen. Das atmosphärische Wasser dringt in den Boden
ein, bis es sich auf einer wasserdichten Gesteinsschichte zu einem Grundwassersee
oder Grundwasserstrome ansammelt. Solch wasserundurchlässige Schichten
werden durch plastische Tone und massige Schichtgesteine gebildet, während Allu-
vionen, Schotter, Sande, Kalk und Sandsteine wasserdurchlässig sind. Außer
durch atmosphärisches Wasser wird der Grundwasserstrom noch durch das Druck-
Wasser der Flüsse, Seen und Meere, der Moore und andere Wasseransammlungen
gespeist. Aus diesen unterirdischen Wasseransammlungen nehmen die Quellen
ihren Ursprung. 7
Mineralgehalt der Quellen. Auf feinem unterirdischen Wege nimmt
das Wasser Bestandteile der umgebenden Gesteinsschichten auf. Es gibt daher
Sol-, Sinter-, Eisen-, Schwesel-, Jodquellen u. dgl. Je nach seinem Reichtum
an kohlensaurem Kalk nennt man das Wasser hart oder weich.
Der Grundwasserstrom folgt der Neigung der wasserdichten Schicht. Führt
diese an einem Gehänge zutage, so erscheinen hier Grundwasserquellen
(Schichtquellen), die nicht in der Form eines Sprudels, sondern in zahlreichen
kleinen Wasferäderchen hervortreten, wie an den Gehängen der Isar, des
Lechs, des Inn. Bildet die undurchlässige Schicht eine Mulde, so fließt^ das
Wasser an der tiessten Stelle des Randes über, und es entsteht eine Uberfall-