Die Gesteinshülle. 73
noch gasförmige Wasser in flüssigem Zustande nieder, während ein sehr geringer
Teil des Sauerstoffs an der Erdoberfläche seinen gasförmigen Charakter bewahrte
und in Verbindung mit dem Stickstoffe die Atmosphäre bildete. Es sind hiernach
folgende Teile des Erdkörpers zu unterscheiden: 1. das Erdinnere, 2. die Erd¬
kruste oder die Gesteinshülle (Lithosphäre), 3. die Wasserhülle (Hydrosphäre),
4. die Lufthülle (Atmosphäre).
B. Das Erdinnere.
Eine genauere Kenntnis des Erdinnern fehlt noch gänzlich. Wohl darf als
erwiesen gelten, daß im Innern der Erde sehr hohe Temperaturen herrschen.
Für diese Annahme sprechen namentlich die nach dem Erdinnern stetig zunehmende
Bodenwärme sowie die heißen Quellen und die glühend flüssigen Laven, die aus dem
Erdinnern hervorbrechen. Ob nun aber geschmolzene Massen im Innern vor-
handen sind, ob die Erde vollständig starr ist bis zum Mittelpunkt oder ob sich
das Erdinnere in einem gasförmigen Zustande befindet, darüber ein bestimmtes
Urteil auszusprechen, ist unmöglich.
Für den gasförmigen Zustand des Erdinnern spricht besonders die
Tatsache, daß verschiedene Elemente oberhalb einer für jeden Körper bestimmten
sog. kritischen Temperatur nur noch als Gase bestehen und durch keinen noch
so hohen Druck in einen anderen Aggregatzustand übergeführt werden können.
Da nun im Erdmittelpunkte die Temperatur wohl 20000° übersteigen könnte,
so dürfte man danach annehmen, daß dort sämtliche Körper die kritische Temperatur
bedeutend überschritten haben.
Was die Dichte dieses gasförmigen Erdinnern betrifft, so wäre diese infolge
des ungeheuren Druckes der darüber lagernden Massen freilich außerordentlich
groß. Denn die mittlere Dichte (das spezifische Gewicht) des Erdkörpers ist die
5^/2fache des Wassers (die Erde ist 5^ mal schwerer als eine gleich große Kugel
von Wasser). Da nun die Dichte derjenigen Gesteine, welche die Außenseite des
Erdkörpers bilden, im Mittel höchstens auf 2,8 veranschlagt werden kann, so muß
das Erdinnere aus viel dichteren Stoffen (Metallen vermutlich) zusammengesetzt sein.
Wie groß die Stärke der festen Erdrinde ist, dafür fehlen sichere
Anhaltspunkte. Während die einen nur l°jQ auf die feste Erdkruste rechnen
(Arrhenius), lassen sie andere auf mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens an-
steigen (Wiechert).
C. Gesteinsbildung.
Mit Rücksicht auf die E n t st e h u n g der Gesteine lassen sich folgende Arten
unterscheiden:
1. Absatz- oder Sedimentgesteine; sie haben sich schichtenweise in
regelmäßiger Aufeinanderfolge auf dem Boden der Gewässer abgelagert und
machen den Hauptteil der Erdrinde aus. Manche von ihnen, wie die Stein-
kohlen und die Braunkohlen, sind nichts anderes als verkohlte Pflanzen,
andere, z. B. der Kalkstein und die Kreide, bestehen aus den Schalen winziger
Tierchen. Der Sandstein, ein anderes Sediment, setzt sich aus lauter