g 3. Völkerbündnisse und Völkerwanderungen.
sprünglicher Name war Sweben, woraus später Schwaben
geworden ist; das scheint ein Spottname gewesen zu sein
und „die Schläfer" zu bedeuten. Völker im Innern
Deutschlands wurden von den in der Kultur fortgeschrittenen Rhein¬
germanen so genannt. Das Spöttische, das an dem Sckwabennamen
noch heute hastet (Schwabenalter!), hat also von Hause aus in ihm ge¬
legen. Alamannen soll soviel als Männer mit dem Heiligtum
bedeuten, weil sie vielleicht das alte Bundesheiligtum zu hüten hatten;
auch als Gesamtmäuuer wird der Name erklärt. Der Bund der
Alamannen umfaßte etwa 20 Völkerschaften. Sie wohnten ursprüng¬
lich an der mittleren Elbe.
b) DieFranken. Ihr Name soll die Freien bedeuten; auch
wird er von ihrer Waffe, der Franka, einer Doppelaxt, abgeleitet. Sie
waren eine Vereinigung streitbarer Völker zwischen der Werra und
dem Mittelrhein.
c) Die Sachsen. Sie sollen ihren Namen von ihrem kurzen
Schwerte Sachs erhalten haben. Sie wohnten zuerst im heutigen
Holstein und vereiuigten sich mit den Völkerschaften um die Weser- und
Elbmündung.
d) Zu gleicher Zeit taucht im Südosten vom heutigen Deutschland
das Volk der Goten auf, das ebenfalls aus mehreren kleinen Völker-
fchaften entstanden war. Es wohnte an der unteren Donau und am
Schwarzen Meer und teilte sich in Ostgoten und Westgoten, die
Grenze war der Dnjester. Die Westgoten find die einzigen dieser alten
Völker, die uns eine Schriftprobe hinterlassen haben. Sie waren bereits
Christen, und ihr Bischof Wulfila übersetzte um das Jahr 380 die Bibel
ins Westgotische. Teile dieser gotischen Bibel sind noch vorhanden; der
wertvollste Teil, der sogenannte silberne Kodex, wird in Upsala
in Schweden aufbewahrt.
2. Völkerwanderungen. Fast keine deutsche Völkerschaft blieb auf
ihrem ursprünglichen Wohnsitze. Volksvermehrung, Eroberungsdrang
und unruhige Nachbarn führten dazu, daß sich ganze Völker mit
Weibern und Kindern, Greisen und Kranken, Knechten und Mägden,
mit Rossen und Rindern, mit Schaf- und Schweineherden und zahl-
lofen Wagen auf die Wanderung begaben; fechtend und ruhend,
umherziehend und dann wieder jahrelang seßhaft, suchten sie sich eine
neue Heimat. Von den Ostseegegenden scheinen die Wanderungen
ausgegangen zu sein; strahlenförmig laufen vou hier die Züge nach
Süden, Südwesten und Südosten. Schließlich saßen vom Rhein bis
tief in das heutige Rußland hinein germanische Völkerschaften. Die¬
jenigen, die östlich von der Elbe fiedelten, nennt man wohl O st -
g e r m a n e n , die westlich wohnten, W e st g e r m a n e n. Die West¬
germanen haben namentlich das deutsche Volkstum hervorgebracht;
während sie ihre Wohnsitze nur weiter ausdehnen und gegen das
Römerreich vorschieben, die Verbindung mit dem heimatlichen Boden
nie ganz aufgeben und ihre Staaten den Grund zu dem Deutschen
Reiche legten, wandern die Ostgermanen ganz in die Mittelmeerländer
aus und gehen dort nach kurzer Herrschaft als Nation zugrunde.