Full text: Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet (Teil 6)

14 Die europäischen Staaten und ihre Kolonien. 
Südamerika, Westindien, fast die ganze Nordküste des Golfs von Mexiko und Acexiko, 
dazu die Philippinen in Asien, somit ein Gebiet reichlich doppelt so groß wie ganz 
Europa. 
Heute ist der Besitz auf etwa 200 000 qkm zusammengeschmolzen. Att der 
Nordküste von Marokko sind noch fünf feste Plätze, die „Prefidios", spanisch, darunter 
das wichtige Ceuta (ße-uta). Ganz wertlos ist die spanische Westküste der Sahara¬ 
rings von deutschem Gebiet umschlossen das kleine Stück Niederguinea, zu dem 
auch die Insel Fernando Po im Busen von Guinea gehört. Für die atlantische 
Schiffahrt ist wichtig die Gruppe der Kanarischeu Inseln (Teneriffa, Ferro). 
Die Ursache dieses kläglichen Niederganges ist die geringe wirtschaftliche Veranlagung 
der spanischen Nation. Spanien suchte in seinem überseeischen Reiche nur Herrschaft, Gold 
und Stellen für seinen Adel. Auf den Handel sah der Kastilianer geringschätzig herab. Auch 
war er weder bedacht, den Kolonien selbsterzeugte gewerbliche Waren zu liesern, noch suchte 
er in ihnen gewerbliche Tätigkeit wachzurufen. Der mühelose Gewinn ausländischer Schätze 
erzeugte Trägheit im Mitterlande. Dazu kam, daß die kaum gewonnenen Reichtümer 
zur Durchführung der weltumspannenden Herrschaftspläne des Hauses Habsburg und für 
den rücksichtslosen Kamps gegen alle nichtkatholischen Völker aufgebraucht wurden. Sobald 
die Weltherrschaft zusammenbrach, war es deshalb auch mit dem wirtschaftlichen Wohlstande 
Spaniens zu Ende. Die füd- und mittelamerikanischen Kolonien sagten sich los (seit 1810). 
Im kubanischen Aufstande 1898 verlor Spanien die Philippinen, Portorico und Kuba an 
die Vereinigten Staaten. Die früher ebenfalls spanischen Marianen und Karolinen gingen 
1899 durch Kauf an das Deutsche Reich über. 
Siedelungen. Die größeren Siedelungen des Landes finden sich, abgesehen von 
der Hauptstadt Madrid (600 000 Einw.), in den fruchtbaren Randgebieten, an der 
Küste oder an den Flüssen. Der wichtigste Hafenplatz ist Barcelona (590000 Einw.), 
der Hauptsitz der spanischen Baumwollindustrie. Von Bedeutung sind ferner Cadix, 
Malaga, Valencia (230000 Einw.). Am Quadalquivir: Sevilla (150000 Einw.). 
Im fruchtbaren Becken von Granada: Granada, von dem prächtigen Palaste der 
Alhambra überragt. 
Republik Portugal. 
(90000 qkm, 5 Mill. Einw., auf 1 qkm 57.) 
Erwerbsleben, Siedelungen. Der Tieflandscharakter, die ozeanische Lage 
schaffen in Portugal andere Daseinsbedingungen als in Spanien. Der Norden des 
Landes hat reiche Niederschläge, ist wohlangebaut und dicht bevölkert. Hauptausfuhr- 
Hafen, namentlich für die „Portweine", ist Porto (170000 Einw.), das alte Portus- 
Cale, das dem Staate den Namen gegeben hat. Auch die Mitte ist noch reich an 
Niederschlägen, so besonders die Universitätsstadt Eoimbra. An prachtvoller Bucht 
liegt Lissabon (360000 E.), dessen Hasen alle Flotten Europas ausnehmen könnte, 
auch heute noch einer der ersten Handelsplätze der Erde. Die Bergländer Mittel- 
und Nordportugals liefern viel Kork. Der Süden ist ziemlich trocken und in der 
Hauptsache ein Gebiet dürftiger Schafweiden. Für den Welthandel liefert 
Portugal nur Wein, Kork, Vieh und Fische (Sardinen, Thunfische). Deutschland 
verkauft an Portugal hauptsächlich Metallwaren und Rübenzucker. 
Kolonialbesitz. Auch Portugals Größe gehört der Vergangenheit an. Gleich Spanien 
war es im 16. Jahrhundert eine Seemacht ersten Ranges mit reichem überseeischen Besitz 
in Asien und Amerika (Brasilien). Dazu kamen später Neuerwerbungen in Afrika. Doch
	        
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