Full text: Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde (Teil 7)

Elsässisches Reihendorf. — Papenburg. 
(Photographie Braun, Clement & Co., Dornach i. Eis.) 
17. Elsässisches Reihendorf (2a Broque im Tal von Nothau), Reihendörfer im Gebirge ziehen sich in 
langer loser Kette zu beiden Seiten der Talsohle hin längs der Verkehrsstraße. Ist der Talboden ziemlich 
weit, so liegt gewöhnlich ein größerer Abstand zwischen Straße und Bach, ist er schmal, so begleitet die Straße 
den Bach unmittelbar. Die Gehöfte schmiegen sich völlig dem Straßenzuge an, nur wo eine Querstraße die 
Längslinie schneidet, wird auch diese mit einer Querkette von Häusern besetzt. Die zu den Häusern gehörigen 
Grundstücke stoßen rechtwinklig auf die Straße und ziehen sich als Wiesen und Äcker an und in den Wald. 
Deshalb nennt man solche Siedlungen auch Waldhufendörfer. Im ganzen Deutschen Mittelgebirge, 
in größter Zahl in den sächsischen und schleichen Gebirgen, herrscht diese Siedlungsform. 
18. Papenburg. Die nach holländischem Muster im Moore angelegten Kanäle bewirken, daß das 
Moor wie ein ausgedrückter Schwamm zusammensinkt. Nun torft man etwa 2 bis 3 m tief ab, führt 
den Torf als Brennstoff, als Torfstreu oder Jsolierungsmasse auf dem schnurgeraden, zugleich die Haupt- 
verkehrsstraße bildenden Hauptkanale ab und schafft durch Mischung der „abgebunkten" obersten Moor- 
schicht mit Sand und Dünger ertragreiche Ackerkrume. Der mit Zugbrücken überspannte Hauptkanal ist 
„Die Mutter des Fehntjers, die ihm Milch und Brot gibt". Ihm folgt die ebenfalls schnurgerade Land- 
straße. An ihn bauen die Kolonisten ihre von Gärten und Äckern an der Rückseite eingefaßten Gehöfte, 
die, wenn günstige Wirtschafts-, Absatz- und Abwässerungsbedingungen vorhanden sind, nicht nur all- 
mählich als zweireihige Dörfer längs des Kanals zusammenwachsen, sondern auch die rechtwinklig ein- 
mündenden Nebenkanäle begleiten, so daß aus der geradlinig verlaufenden ersten Siedlung auch wohl 
ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von Gehöften entsteht. Die älteste und größte, aber nicht mehr 
die besteingerichtete Moorkolonie Deutschlands bildet Papenburg.
	        
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