Full text: Heimatkunde der Provinz Westfalen

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fische und Muscheln waren zu finden. Die meisten der damaligen Pflanzen 
sind ausgestorben, ihre Reste finden wir als Abdrücke auf dem Kohlen- 
sandstein wohl erhalten.*) Die Verwandten der ausgestorbenen Pflanzen- 
welt sind Bärlappgewächse, Farne, Flechten, Moose. Freilich sind es 
nur Zwerge im Vergleich zu den Riesen jener Zeit (bis 40 m). Neben 
mächtigen Schachtelhalmen bedeckten damals hohe Baumfarne und seltsam 
geformte Siegel- uut> Schuppenbäume den Boden. Die Rinde der 
mächtigen Bäume war mit eigentümlichen Blattpolstern und Narben 
bedeckt; aus diesen Stellen entsprangen die grasähnlichen Blätter. Bei 
den Schnppenbänmen gabelte sich der etwa 40 m hohe Stamm in be- 
trächtlicher Höhe in zwei gleiche Fortsätze, ebenso jeder von diesen noch 
etliche Male, während die Siegelbäume überhaupt feine Astbildung 
zeigten (Form vou Zuckerhüten). Uuter den Riesen des Waldes wucherten 
zahlreiche Farnkräuter auf dem Bodeu des Waldes. All diefe Pflauzeu 
haben beigetragen zur Bildung der Steinkohle, sie liefern heute das 
Heizuugsmaterial für die hochentwickelte Industrie unserer Heimatprovinz. 
Wie ist die Bildung der Steinkohle vor sich gegangen? 
Sowohl die mikroskopischen wie auch die chemischen Untersuchungen**), 
und die zahlreichen Abdrücke von Pflanzen in den über und zwischen den 
einzelnen Kohlenschichten lagernden Gesteinen beweisen, daß die Steinkohle 
aus Pflauzeuresteu entstanden ist, dnrch Anwendung von sehr hohem Druck 
hat man Holzfasern künstlich in Steinkohlen verwandelt. Ein hundert- 
jähriger Eichenwald würde aber, aus seiner Waldfläche ausgebreitet, nur 
eine Kohleuschicht von einigen Centimetern ergeben. 
Im Kohlengebiet haben aber die verschiedenen Kohlenschichten (Flöze) 
zusammen eine Mächtigkeit von etwa 70 in. 
Wie sind nun die dazu notwendigen ungeheuren Pflanzen- 
maffen zusammengekommen? 
Die Bildung der Kohleulager hat Jahrtausende gedauert. Von den 
Bäumen fielen fortwährend Äste und Blätter zu Boden. Gewaltige 
*) Übersicht über die im Steinkohlengebirge in Westfalen vorgefundenen Pflanzen- 
abdrücke: 
1. Siegelbäume: Sigillaria hexagona, S. elegans, S. tessellata, S. elliptica. 
2. Schuppenbäume oder Lepidodendron: Lepidodendron dichotomum, L. rimo- 
sum, L. elegans. 
3. Schachtelhalme: Calamites varians, cruciatus. 
4. Farne: Spenopteris distans, S. nummularia, S. elegans; Neuropteris auri- 
culatu, N. acutifolia, flexuosa; Pecopteris dentata, P. arboresceus. 
**) Holzfaser: 50 Kohlenstoff, 6 Wasserstoff, 43 Sauerstoff, 1 Stickstoff. 
Torf: 59 ... 6 „ 43 „ 2 „ 
Braunkohle: 69 „ 5,5 „ 25 ,. 0,8 
Steinkohle: 82 .. 5 „ 13 —
	        
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