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Neckar, oberhalb Neckargemünd.
Der Fluß, der hier schon Schiffahrt erlaubt, also sich in seinem Mittellauf befindet, bekommt von den Seiten aus dem
Odenwald steiler abstürzende Zuflüsse; diese müssen ihren reichlichen Schutt vor den Mündungen absetzen.
In den seltensten Füllen aber zeigt die Natur eine schematische Ausbildung
der Flußläuse, ost wird nur Ober- und Unterlaus unterschieden. Wo ein Fluß
aus dem Gebirge unmittelbar ins Meer oder in einen größeren Fluß mündet,
besteht er fast nur aus Oberlaus, wie die pazifischen Flüsse Süd- und Nord-
amerikas. Die Alpenflüsse Lech, Isar, Inn haben nur einen Ober- und einen
Mittellaus, bei reinen Tieflandsflüssen, z. B. bei der Ems, kann man nur von
einem Unterlause sprechen.
2. Die räumliche Entwicklung der Flüsse.
a) Flnßtypen mit gehemmter Entwicklung. Nicht bloß die klimatischen, auch
die übrigen geographischen Verhältnisse behindern mitunter die Ausbildung der
Flüsse. Es ist beachtenswert, daß ein so mächtiges, schnee- und gletscherreiches
Hochgebirge wie der Kaukasus keinen großen Strom aussendet. Pontus und
Kaspisches Meer engen den Raum ein. Die gleiche Erscheinung wiederholt sich bei
allen gebirgigen Küstenländern, die wohl zahlreiche, aber nur kleine Flüsse haben,
so an der Ostküste Italiens, der Westküste Amerikas. Große Gebirge allein erzeugen
noch keine großen Flüsse; sie zersplittern vielmehr die Flußbildung.
In Zentralasien vereinigen sich zwar mächtige Hochgebirge mit ausgedehnten
Flachländern und Ähnliches ist auch im Großen Becken des westlichen Nordamerika
und in Australien der Fall; doch die Flüsse dieser Gebirge erreichen das Meer
nicht. Durch Randgebirge abgeschlossene und darum regenarme Binnenländer
bewirken eine Verkümmerung der Flußentwicklung.