Full text: Ordentliches Examen über die Universal-Historie, vom Anfang der Welt biß auff ietzige Zeit

Wirkung der Julirevolution auf die Niederlande und Polen. 449 
von Portici" (bte ben Aufstanb ber Neapolitaner gegen bte brückenbe 
spanische Herrschaft von 1647 bar stellt) ihre politischen Leibenschasten 
neu entflammt hatte, zerstörten Volkshaufen bie Wohnungen bes Justiz¬ 
ministers unb bes Polizeibirektors sowie bie Druckerei eines hollänbisch 
gesinnten Blattes. Balb bilbete bie Bürgerschaft ber Hauptstabt eine 
Nationalgarbe, unb ein Nationalkongreß sprach bie Unabhängigkeit 
Belgiens von Holland aus. Daraufhin traten zu Anfang bes nächsten Londoner Kon- 
Jahres bie fünf Großmächte in Lonbon zu einer Konferenz zusammen 'eren$ 18 L 
unb erkannten bie Selbstünbigkeit bes konstitutionellen Königreichs Belgien Königreich Bel- 
an, auf bessen Thron ber Prinz Leopolb von Sachsen-Koburg als 9ten 183L 
„Leopolb I., König ber Belgier" berufen würbe. Hollanb mußte sich 
diesem Beschlüsse fügen, als französische Truppen in Belgien einrückten 
unb eine englische Flotte vor ber Mündung ber Schelbe erschien, boch 
erkannte es erst 1839 ben Bestanb bes Königreichs Belgien an, nach-TeilungLuxem- 
bem ihm bieses für ben abgefallenen wallonischen Teil Luxemburgs ben burgs. 
norböstlichen Teil von Limburg mit Maastricht überlassen, der von nun 
an nebst bem bentschrebenben Luxemburg ein Bestandteil bes beutschen 
Bunbes mürbe.1) 
Wie bie Pariser Julirevolution auf bas benachbarte Belgien, so Polen, 
wirkte sie auch auf bas ferne Polen, bas früher zu Frankreich in manchen 
Beziehungen gestanden unb noch von Napoleon 1. bie völlige Wieber- 
Herstellung seines Reiches erwartet hatte. Aber bas Herzogtum Warschau, 
bas ber Anfang bazu hätte werben können, war vom Wiener Kongreß 
wieber aufgehoben und alles polnische Gebiet östlich der Drewenz und 
Prosna als Königreich Polen durch Personalunion mit Rußland ver- 
einigt worden, dem der Zar Alexander l. eine freisinnige Verfassung 
gewährte. Trotz der milden Regierung Alexanders unb einer Staats- 
Verwaltung, bie besser georbnet unb gerechter war als unter ber früheren 
Abelsherrschaft, sahen bie Kreise ber Gebilbeten unb bes Abels in Polen 
aus nationaler Abneigung bie Verbinbuug mit Rußlaub sehr ungern. 
Es bilbeten sich geheime Verbrüberungen, bie auf eine Trennung von 
Rnßlanb hinarbeiteten. Dem gegenüber ergriff ber Nachfolger bes weich- 
mütigen Alexander L, ber Zar Nikolaus (1825—1855), manche Maß- Nikolaus 
regeln, bte in bte gewährleisteten Freiheiten ber polnischen Verfassung 1825~1855- 
griffen, woburch Wieberum bie Erregung unter ben Polen stieg. Als 
nun bie Nachricht von ber Pariser Julirevolution nach Warschau gelangte, Aufstand in 
begaben sich eines Abenbs (29. November 1830) mehrere Zöglinge her Warfchaui830. 
1815 war ganz Luxemburg (das östliche deutsch redende mit der gleichnamigen 
Hauptstadt sowie das westliche französisch sprechende mit Arlon) zum deutschen Bund 
gezogen worden. Als diesem das westliche Stück durch die belgische Revolution ver- 
loren gieng, wurde ihm als Ersatz das nordöstliche Limburg gegeben, das wegen seiner 
Nationalität allerdings auch besser zu ihm paßte. Beide, das östliche Luxemburg wie 
das nordöstliche Limburg, blieben übrigens mit Holland vereinigt, dessen Haltung zum 
deutschen Bund sich am besten daraus erkennen läßt, daß es trotz der Bestimmung des 
Wiener Kongresses, die Rheinschiffahrt solle frei fein bis zum Meer, dieselbe mit Zöllen 
beschwerte und mit sophistischem Hohne erklärte, der Ausdruck „jusqu'a la mer" ge¬ 
statte gar wohl die Errichtung solcher Zölle vor der Mündung. Der preußische Staatsmann 
und Publizist Hansemann sagte mit Recht: „Wenn die Niederlande nicht zu Deutsch- 
land gehören, ist die Macht Deutschlands nicht einmal so groß, um die schmählichsten 
Verletzungen seiner Schiffahrtsintereffen verhüten zu können." 
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