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fett ist am Tage und im Sommer meist bedeutender als in den Gegenzeiten,
aber die relative ist geringer, weil die Luft infolge der höheren Temperatur in
den erstgenannten Zeiträumen mehr Wasserdampf aufnehmen kann als in der
Nacht und im Winter, ehe sie den Sättigungszustand erreicht (nämlich 221/2 und 6 g
auf 1 cbm). Nach der relativen Feuchtigkeit richtet sich die Einwirkung der Luft
auf unfern Organismus; wir empfinden sie danach überhaupt erst als trocken oder
feucht. Trockene und warme Luft entzieht dem Körper zuviel Wasser und ist ihm
darum unangenehm; gesättigte und warme erscheint uns schwül und wird ebenfalls
schwer ertragen, weil sie die natürliche Ausdünstung hemmt. Bei trockener Winterluft
rufeu selbst hohe Kältegrade in uns noch ein angenehmes Gefühl hervor. Feuchtigkeit
dagegen erzeugt schon bei geringer Kälte ein durchdringendes Frostgefühl.
Erreicht sich abkühlende Luft diejenige Temperatur, bei welcher sich der auf-
genommene Wasserdampf nicht mehr in ihr halten kann, so bildet er Nieder-
schlüge. Der betreffende Temperaturgrad wird der Taupunkt genannt. Je größer
die relative Feuchtigkeit ist, um so näher liegt der Taupunkt der Gradzahl der
Lufttemperatur. Bei vollkommen gesättigter Luft haben Taupunkt und Temperatur
die gleiche Höhe; schon eine geringe Erniedrigung der letzteren macht dann den
Wasserdampf flüssig.
Die Niederschläge treten in verschiedenen Formen auf. Kühlt sich der Boden
durch Ausstrahlung in der Nacht stark ab, so schlägt sich die Feuchtigkeit der Luft in
Tautropfen auf ihm nieder. Sinkt die Temperatur des Bodens bis unter den Gefrier-
Punkt, so gefriert der Tau zu Reif. Wird die gefrorene oder doch sehr stark abgekühlte
Erdoberfläche bei einem plötzlichen Umschlage der Witterung von einem warmen und
feuchten Luststrome bestrichen, so bildet sich aus seinem Wasserdampfe Rauhreif oder Glatt-
eis. — Die rasche Abkühlung des Bodens hat aber auch oft, besonders wenn die Lust
sehr warm und feucht ist, die Entstehung von Bodennebeln zur Folge, d. s. Massen
von winzigen Wasserbläschen, die sich aus dem in der Luft enthaltenen Wasserdampfe
um Staubteilchen bilden und ihn uns sichtbar machen. Die gleiche Erscheinung tritt ein,
wenn plötzlich kalte Luftströmungen über warme uud feuchte Flächen streichen. Die
Nebel der Täler, Wiesen, Moore, Küsten, Meeresflächen u. s. w. gehören hierher. —
Nebelmassen in größerer Entfernung von der Erdoberfläche heißen Wolken; sie treten
sehr häufig auf, weil in den höheren Luftschichten sich die Ursachen zur Konden¬
sation des Wasserdampfes vermehren. Unter ihnen sind in erster Linie die Ab-
kühlnng warmer und feuchter Luftströme beim Aufsteigen, sowie die Mischung ver-
schieden warmer Lnftmaffen zu nennen. Je trockener und wärmer die aufsteigende Luft
ist, um so höher findet die Wolkenbildung statt. Man unterscheidet dabei verschiedene
Formen: 1. Die zarten, weißen Wölkchen der höchsten Regionen (bis 20 km), die in der
Hauptsache aus Schueekristallen bestehen, werden Feder- oder Zirruswolken genannt.
2. Die dicken, rundlichen Wolkenballen heißen Haufen- oder Kumuluswolken. 3. Werden
diese durch Wind in lange Streifen auseinandergezogen, so bilden sie Schicht- oder
Stratuswolken. 4. Die dunklen, formlosen Wolkenmassen mit zerrissenen Rändern
sind Regen- oder Nimbuswolken. Da die Bewölkung für Ein- und Ausstrahlung
der Wärme von hoher Bedeutung ist, hat man sie in den verschiedenen Gürteln der Erd-
oberfläche genau bestimmt und folgende Ergebnisse festgestellt: Während in der Nähe
des Äquators der Himmel über die Hälfte des Jahres vollständig verhüllt ist,
nimmt die Bewölkung in den Zonen hohen Luftdruckes bedeutend ab, um nach
den Polen hin wieder zu steigen; am geringsten ist sie in Wüstenstrichen, die über