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Sachsen.
l i m a.
Produkte und
Das Klima eines Landes hängt theils von
seiner geographischen Breite, theils von seiner
Entfernung vom Ocean nnd endlich von seiner
Höhe Uber dem Meeresspiegel ab.
In erster Hinsicht ist Sachsens Klima ein
gemäßigtes; rücksichtlich des zweiten Punktes
zeigt es den Uebergang vom See- zum
Continentalklima. Was endlich die Höhe
anlangt, so liegt Sachsen durchschnittlich mehr
als 1200' über dem Spiegel der Ostsee, und so
ist die Temperatur in Sachsen kälter als in
selbst nördlicher gelegenen Ländern. Sie ist
niedriger als die von Brandenburg, Pommern,
Hannover, Mecklenburg, Holstein:c. und kommt
am nächsten der von Thüringen und Schlesien,
während Ost- und Westpreußen kälter, Böhmen
beträchtlich wärmer ist.
Bei der außerordentlich verschiedenen Höhen-
läge der einzelnen Orte
(im untern Elbthal 287',
Oberwiesenthal 2824')
ist natürlich im Einzelnen das Klima sehr
verschieden, und es ergiebt sich hier das merk-
würdige Gesetz: Je weiter nach Süden,
desto kälter; je weiter nach Norden,
desto wärmer.
Das wärmste Klima hat das Elbthal
(Dresden [360'], der wärmste Ort, 7,5° R.)
und die Tiefebene um Leipzig.
Das kälteste Klima hat das sogenannte
sächsische Sibirien, der Gebirgskamm von
Jöhstadt bis Klingenthal (Jöhstadt, Ober- nnd
Unterwiesenthal, Iohanngeorgenstadt und Eiben-
stock).
Die Regenmenge nimmt mit der höhern
Lage des Ortes zu. Ueber die Hälfte der Tage
eines Jahres haben Niederschläge. Der meiste
Regen fällt im Sommer.
Die herrschende Windrichtung ist in Sach-
sen Südwest.
Die Zahl der ganz wolkenfreien Tage ist
sehr gering.
Der längste Tag währt von 3^ Uhr bis
8'/4 Uhr, also 16^ Stunden; der kürzeste
Tag von kurz nach 8 Uhr bis kurz vor 4 Uhr,
also ziemlich 8 Stunden.
Im Allgemeinen gehört Sachsen zu den verhältnißmäßig fruchtreichsten
Theilen Deutschlands (3/5 des Ganzen ist Acker-, Wiesen- und Gartenland).
Den besten Boden findet man am nördlichen AbHange des Erzgebirges,
ungefähr in dem Dreieck von Mutzschen, Crimmitzschau, Hainichen, Pirna
und Lommatzsch, sowie um Pegau, Bautzen und Zittau.
Der ärmste Boden ist auf den höchsten Höhen des Erz- und Elster-
gebirges, sowie in den niedrigsten Gegenden der nördlichen Oberlausitz, wo
auch der meiste Waldboden sich findet. Im Ganzen ist in Sachsen fast noch
V3 seiner Oberfläche (83 □2J?ln.) mit Wald bedeckt (zumeist Nadelwald).
Unter den sogenannten Kulturpflanzen (im Gegensatz zu den wildwachsen-
den) steht obenan die Kartossel. Unter den Getrcidenrten herrscht vor: Roggen
und Hafer. Dazu kommt: Bbst, Wein, Gemüse.
Der Viehstand ist stärker als der der meisten anderen deutschen Länder.
Besonders sind zu nennen: Rindvieh, Schafe und Pferde.
In Bezug auf die Mineralien besitzt Sachsen fast die Hälfte aller Fossilien
der Erde.
Wichtige ZNetasse sind:
Silber (Freiberg),
Blei (Freiberg),
Zinn (Altenberg),
Eisen (Schwarzenberg).
Unter den Stemm und CSrficii sind folgende nennenswerth:
Sandstein (sächsische Schweiz, östliche Lausitz),
Granit (Erzgebirge, südliche Lausitz),
Serpentin bei Zöblitz,
Schiefer bei Lößnitz, Geringswalde, Nossen,
Kalkstein fast überall,
Marmor bei Grünhain, Crottendorf und Wildenfels,
Porzellanthon in Sornzig, südwestlich von Mügeln.
Unter den brennkaren Zllmeralien stehen
die Steinkohlen oben an.
Wir haben 2 Hauptkohlengebiete:
1. Das erzgebirgische Kohlenbassin, welches sich von Werdau, Zwickau
und Glauchau in nordöstlicher Richtung nach Hainichen zu mit abnehmen-
der Breite erstreckt, 6 s^Mln. groß;
2. das Potschappeler Bassin zwischen Dresden und Tharandt, vom Weiseritz-
thale durchschnitten, 1 s^Mle. groß.
Sachsen nimmt in dieser Hinsicht die dritte Stelle in Deutschland ein.
Außerdem finden sich
Braunkohlen, vorzüglich in den Einbuchtungen des norddeutschen Tieslandes.
Torf, im Erzgebirge, 2 □Min.
Dlluiprargueffen hat Sachsen über 30. Die meisten sind kalt, die wärmste
ist in Wolkenstein, 23»/,°; die wichtigste in Bad Elster. Fast alle werden
zum Baden benutzt.
Die Beschäftigungen der Bewohner sind:
1. Lnndwirlhschast, besonders im Norden, vorzüglich Nordwesten, (Fast der
Bewohner treibt Ackerbau.)
2. 35er<]6au:
aus Metalle in Freiberg, Altenberg, Marienberg und Schwarzenberg;
auf Kohlen in den Kohlenbecken.
(Es giebt im Ganzen 33,000 Berg- und Hüttenleute oder mit ihren
Familiengliedern über 4°/0 sämmtlicher Bewohner.)
3. Industrie, im Süden, vorherrschend Südwesten, oder im Gebiet der beiden
Mulden, der obern Elster und der südlichen Lausitz. Fast die Hälfte der
Erwachsenen ist mit ihr beschäftigt.