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seinem Fleiße, seiner Ausdauer und seinem Erfindungsgeiste gelang es
schließlich, daß aus der kleinen Fabrik nach und nach die bedeutendste Guß-
stahlsabrik der Welt wurde. Einen bedeutenden Aufschwung der Fabrik
brachte schon das Jahr 1851, als Alfred Krupp auf der Weltaus-
stellung in London u. a. den größten Tiegelgußblock und eine Sechs-
Pfänder-Mantelkanone mit Gußstahlrohr ausgestellt hatte. Die Liefe-
rungen, welche die Fabrik von nun ab auszuführen hatte, machten
es möglich, die Einrichtungen zu treffen, welche die Herstellung von Guß-
stahlgeschützen erforderte. Mit Riesengeschützen beschickte er später die
Ausstellungen in Paris (1867) und Düsfeldorf (1880) und erntete großen
Ruhm. Der Name des „Kanonenkönigs" Krupp wurde in aller
Welt bekannt. Als er im Jahre 1887 starb, führte fein einziger Sohn
Friedrich Alfred Krupp das Werk seines Vaters erfolgreich fort und er-
weiterte die Fabrikanlagen noch wesentlich. Er starb schon 1902, ohne
einen männlichen Erben zu hinterlassen, und nun wurde das gewaltige
Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Mitglieder des Ver-
waltungsrates sind technisch, kaufmännisch und juristisch gebildet.
Alfred Krupp und sein Vater haben aber auch in wahrhaft
väterlicher Weise für das Wohl ihrer Arbeiter und Beamten Sorge
getragen. Sie ließen Arbeiterhäuser bauen, nicht etwa große Miets-
kasernen, sondern freundliche Einfamilienhäuser, von denen jedes auch
einen Garten erhielt. Auch errichteten sie Konsumanstalten, welche
den Arbeitern den preiswerten Einkauf von Nahrungsmitteln und
anderen Bedarfsgegenständen ermöglichten, Speisesäle, eine Bibliothek,
eine große Badeanstalt, Krankenhäuser, Kranken- und Pensionskassen,
Schulgebäude u. a. m. Die Wohnhäuser wurden mit Wasser- und Gas-
leitung versehen. Bierhallen und Kasinos sind vorhanden und dienen
der Erholung und Zerstreuung. Auch heute noch ist das Kruppsche
Fabriketablissement in Essen ein Musterbild sozialer Fürsorge. — Das
Stammhaus, in dem Friedrich Krupp lebte und starb, hat man Pietät-
voll erhalten. Es gleicht fast einem Staubkorn im Meere dieser ge-
waltigen Fabrikanlagen. Wunderbare Wege Gottes aber sind es, die wir
im Leben der einzelnen Menschen, der Familien, sowie größerer Ge-
meinschaften verfolgen können, daß diejenigen, welche durch angestreng-
testen Fleiß, große Tatkraft und seltenen Erfindungsgeist den Keim
zu großen Dingen legen, oft in Armut und Dürftigkeit von der Erde
scheiden.
Die Großeifenindustrie ist weiter in Dortmund, Witten,
Bochum, Gelsenkirchen, Mülheim a. d. Ruhr, Oberhausen, Duis-
bürg und Ruhr ort vertreten. Die beiden letzten verfrachten besonders
die Kohlen des Ruhrgebietes. Eingeführt werden von hier aus in erster
Linie Eisenerze, Holz und Getreide. Großartige Fabrikanlagen
finden sich auch in Hagen, Iserlohn, Altena an der Lenne und
Lüdenscheid. Im Gebiete der Lenne' bis nahe zur Wupper ist besonders
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. I. 12